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Einfach einstimmen

Zwei christliche Pop-Musiker aus Westfalen gestalten einen Fernsehgottesdienst in Stuttgart. Das Besondere daran: Es wird ganz viel gesungen

Am 24. Juli um 9.30 Uhr wird der ZDF-Fernsehgottesdienst „Macht Musik“ aus der Leonhardskirche in Stuttgart übertragen. Mit dabei: zwei Westfalen, die für den Gottesdienst ein außergewöhnliches Musikkonzept geschrieben haben. Christian Schnarr aus Herne erzählt im Gespräch mit Anke von Legat, was es damit auf sich hat.

Das „Hymnen-Projekt“ ist eine Erfindung von Ihnen und Hans Werner Scharnowski – wie kommen Sie damit nach Stuttgart?
Der Kontakt mit dem ZDF entstand bei einem Fernsehgottesdienst in Witten vor einiger Zeit. Wir kamen damals mit der Fernseh-Beauftragten Elke Rudloff ins Gespräch und konnten sie von unserer Idee überzeugen: ein Gottesdienst, der ganz geprägt ist von großen Pop-Balladen für Chor, Band und Orchester, auch zum Mitsingen. Die Leonhardskirche in Stuttgart wurde ausgewählt, weil sie ausreichend Platz für diese große Besetzung bietet.

Sie haben bereits Erfahrungen mit  dieser Art von Musik …
Ja, wir sind schon seit zwei Jahren mit dem Projekt „Night of the Hymns“ unterwegs. Das sind geistliche Hymnen aus Gegenwart und Vergangenheit, die Texte mit Tiefgang und mitreißende Musik bieten. „Große Melodien mit starken Inhalten“, das ist unser Schlagwort.

Geht es dabei eher ums Zuhören oder ums Mitsingen?
Auf jeden Fall ums Mitsingen! Durch die große Orchesterbegleitung schaffen wir eine Klangkulisse, in die man einfach einstimmen kann. Wir haben gesehen, dass den Menschen dabei das Herz aufgeht. Unser Traum ist eine neue geistliche Singbewegung in Deutschland. Der Fernsehgottesdienst ist eine tolle Werbung dafür – und wer mag, kann gleich vor dem Fernseher mitsingen.

Welche Stücke kommen denn im Gottesdienst vor?
Altbekanntes und ganz Neues. Es werden zum Beispiel Choräle gesungen, die wir neu arrangiert haben. Es gibt das bekannte „Halleluja“ von Leonhard Cohen, und als liturgisches Element einen Psalm, zu dem ich einen Kehrvers komponiert habe. Mehr als die Hälfte der Sendezeit wird Musik gemacht – ich glaube, das gab es so noch nie in einem Fernsehgottesdienst.

Die Predigt hält der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Heinrich Bedford-Strohm. Worum wird es dabei gehen?
Das Motto „Macht Musik“ ist ja zweideutig: Es kann eine Aufforderung sein, aber auch eine qualitative Aussage. Bischof Bedford-Strohm wird auf diese Macht der Musik eingehen; auch auf ihre Zwiespältigkeit. Wir haben ja in der deutschen Geschichte erfahren, wie man Menschenmassen mit Singen manipulieren kann. Darum war diese Art von gemeinschaftlichem Singen lange Zeit verpönt, außer im Fußballstadion. Jetzt haben wir das Gefühl, dass allmählich etwas heilt, und da möchten wir mit geistlichen Inhalten einsteigen.

Steht der Gesamtablauf schon?
Naja – der Chor hat natürlich schon geübt, aber das Orchester kommt erst am Freitagabend vor dem Gottesdienst dazu. Der Samstag wird also mit Proben und Technik vergehen – es ist ja auch wichtig, etwa die Kameraeinstellungen vorher abzusprechen. Der Gottesdienst am Sonntag wird dann also so etwas wie eine Premiere sein. Es bleibt also spannend!