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„Einer der ganz großen Theologen der Gegenwart“

© epd-bild / Norbert Neetz

WIEN – Der evangelische Theologe Ulrich H. J. Körtner würdigt Hans Küng zu dessen 90. Geburtstag am 19. März als einen der „ganz großen Theologen der Gegenwart“. Der Schweizer Küng sei Wegbereiter der Ökumene seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil in den 60er Jahren gewesen, sagte der Ordinarius für Systematische Theologie an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien.
„Sein bereits 1957 erschienenes Buch über die Rechtfertigungslehre Karl Barths zählt zu den wichtigen Meilensteinen auf dem Weg der Annäherung zwischen katholischer und evangelischer Theologie“, erklärte Körtner. Lutheraner und Katholiken hatten 1999 in ihrer gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre ihre früheren gegenseitigen Lehrverurteilungen aufgehoben.
Die auf 24 Bände angelegte Gesamtausgabe von Küngs Werken zeigte eindrucksvoll die weite Spanne seines Denkens, sagte Körtner. Auch seine übrigen Werke „haben in der evangelischen Theologie starke Resonanz gefunden. Seine legendäre Freundschaft mit Jürgen Moltmann und Eberhard Jüngel hat auf den akademischen Lehr- und Forschungsbetrieb ausgestrahlt.“
„Mit seinem Buch über die Unfehlbarkeit des Papstamts, das zum Entzug seiner Lehrerlaubnis führte, hat er Mut bewiesen.“ Seiner Kirche sei Küng dennoch stets treu geblieben, wobei er nicht „nur die Rolle des kritischen Mahners einnahm, sondern unbeirrt für einen konstruktiven Weg kirchlicher Reformen eingetreten ist“.
Wegweisend seien auch Küngs weit ausholende Aktivitäten im interreligiösen Dialog: „So hat er die christliche Ökumene in den weiteren Horizont einer Ökumene der Religionen gerückt, auch auf ethischem Gebiet.“ Sein Projekt Weltethos habe internationale Beachtung gefunden und wichtige Denkanstöße für eine globale Ethik gegeben, „in einer Zeit, in der die Zukunft der Menschheit ernsten Gefahren ausgesetzt ist“, so Körtner.
Die Diskussion über die Grundlagen und Ziele einer Theologie der Religionen ist Körtner zufolge weitergegangen, „und auch Küngs Projekt Weltethos ist nicht unwidersprochen geblieben“. Tatsächlich ließen sich an seine Grundannahmen gewichtige Fragen stellen. Es bleibe aber zu würdigen, dass Küng „entscheidende Impulse gesetzt hat, die auch dort weiterwirken, wo andere Wege beschritten werden. Theologie und Kirche – auch die evangelische – haben Küng viel zu verdanken“, resümierte Körtner. epd