Mit der Aktion „Nikolausgrüße aus dem Knast“ baut die katholische Gefängnisseelsorge des Bistums Fulda seit elf Jahren inhaftierten Vätern eine akustische Brücke zu ihren Familien. Digital lassen sie Kindern im Vorlesealter eine Advents- oder Weihnachtsgeschichte und Grüße zukommen. Ins Leben gerufen wurde die Aktion 2013 von Pastoralreferent Michael Kullinat von der katholischen Gefängnisseelsorge der Justizvollzugsanstalt Schwalmstadt (Schwalm-Eder-Kreis), nachdem er von einem solchen Projekt in der Justizvollzugsanstalt Bremen erfahren hatte. Gestartet in der JVA Schwalmstadt läuft die Aktion jetzt bistumweit.
Laut Michael Kullinat beteiligten sich in diesem Jahr 13 Väter aus dem Strafvollzug in Fulda, Hünfeld, Schwalmstadt und Kassel und lasen ausgewählte Geschichten vor, die die Gefängnisseelsorger in den Justizvollzugsanstalten mit einem digitalen Aufnahmegerät aufgezeichneten. Als Grundlage diente das Buch „24 Engel für die Weihnachtszeit“ von Erwin Grosche, erschienen im Gabriel-Verlag. Die Öffentlichkeitsarbeit des Bistums, die auch die Kosten trägt, hat die Geschichten und Grüße der Väter an ihre Kinder im bistumseigenen Tonstudio bearbeitet und per E-Mail oder USB-Stick verschickt.
Wie Michael Kullinat berichtet, schwanken die Teilnehmerzahlen. Ein häufiges Problem, das die Teilnahme von Vätern verhindere, sei die familiäre Situation, etwa wenn Sorge- oder Umgangsrechte nicht geklärt sind oder die Beziehung zur Partnerin oder Ex-Partnerin, die der Aktion zustimmen muss, schwierig ist. Sei die Beziehung jedoch nicht beeinträchtigt, „freuen sich Kinder und Angehörige über diese Möglichkeit, so einmal vom Vater zu hören, der auf unabsehbare Zeit nicht nach Hause kommen kann“. Für manche bedeute dies sehr viel. Zwar seien die Kontaktmöglichkeiten von drinnen nach draußen durch die Corona-Pandemie besser geworden, seitdem sind Skype-Besuche möglich, aber immer noch unzureichend, schildert der Seelsorger. Zudem sei telefonieren ungemein teuer.
Kullinat hält das Projekt nicht nur als Kontaktmöglichkeit für wertvoll. Neben der wichtigen Funktion des Vorlesens, erfülle es auch die Funktion der Vertrautheit: „Vaters Stimme ist ein wichtiger Faktor, um die Beziehung nicht ganz zu verlieren.“ Zudem ermögliche sie, dass die Teilnehmer eine positive Erfahrung mit Kirche machen.