Hamburg. Den Termin hatte er schon fest zugesagt: Joachim Gauck wollte im Jahr 2012 die Ansprache halten beim traditionellen Gottesdienst von Amnesty International zum Buß- und Bettag. Doch dann kam ihm etwas dazwischen: Bundeskanzlerin Angela Merkel fragte an, ob er sich vorstellen könnte, für das Amt des Bundespräsidenten zu kandidieren. Das konnte Gauck, und nachdem ihn die Bundesversammlung gewählt hatte, musste der frisch gebackene Bundespräsident den Termin in Hamburg absagen.
Doch jetzt, nachdem Joachim Gauck nicht mehr Bundespräsident ist, fragten die Organisatoren erneut an, und zwar auf eine besondere Weise: „Wir haben einen handschriftlichen Brief geschickt, um in der Masse der Anfragen aufzufallen“, verrät Maria Steinfeldt von Amnesty International. Der Trick funktionierte, denn es dauerte nicht lange, bis der Bundespräsident a.D. zusagte, und so kommt der ehemalige Pastor am Mittwoch, 22. November, um 19 Uhr zum Gottesdienst in die Hauptkirche St. Katharinen.
Drei Schicksale im Fokus
Vielleicht hat auch das Thema Gauck zu einer Zusage bewegt. In dem Gottesdienst geht es um Freiheit, ein Lebensthema für den ehemaligen Bürgerrechtler der DDR. Auch seine Ansprache im Gottesdienst soll sich darum drehen. Die Liturgie des Gottesdienstes hält Propst Karl-Heinrich Melzer als Stellvertreter der Bischöfin zusammen mit der Amnesty-Gruppe Hamburg-Eilbek, die für die Organisation zuständig ist. Es singt der Gospel- und Popchor „Gospolitans“ unter der Leitung des Kirchenmusikdirektors Andreas Fischer.
Menschenrechte sollen bei dem Gottesdienst kein abstraktes Thema bleiben. Ehrenamtliche von Amnesty wollen über das Schicksal von drei Gefangenen berichten. Um wen es sich handelt, will die Gruppe erst kurzfristig festlegen. „Die Fälle werden aus der Türkei, Asien und Lateinamerika kommen“, sagt Maria Steinfeldt. Besucher können anschließend eine Petition unterschreiben, die sich für die Freilassung der politischen Gefangenen einsetzt. Die Liste soll dann an die Machthaber der jeweiligen Länder übergeben werden.