In einer ZDF-Kika-Produktion üben die Ehrlich Brothers mit körperlich behinderten Kindern Zauberkunststücke ein. Ein empfehlenswerter Programmbeitrag nach britischem Vorbild.
Es geht auf Weihnachten zu, die ersten Wunschzettel dürften schon geschrieben sein. Die Wünsche der dreizehnjährigen Josephine klingen erstaunlich bescheiden. Sie wünscht sich, “alleine einen Zopf machen zu können.” Joseph ist zwölf und möchte “im Winter seine dicke Jacke schneller anziehen” können. Gabriel, zehn Jahre alt, möchte ohne Hilfe in die Socken schlüpfen.
Josephine, Joseph und Gabriel haben in jungen Jahren einen Schlaganfall erlitten und sind halbseitig gelähmt. Sie können nur eine Hand vollständig bewegen. Die medizinische Bezeichnung lautet Hemiparese. Zusammen mit sieben anderen Kindern im Alter zwischen acht und dreizehn nehmen die Drei an einem zweiwöchigen Ferienaufenthalt teil, einem Zaubercamp mit Andreas und Chris Ehrlich, die als Ehrlich Brothers weltweit auf großen Bühnen als Star-Magier unterwegs sind. Schauplatz ist die malerische Burg Rabenstein in Oberfranken. Die Kinder lernen Zaubertricks, die speziell auf sie zugeschnitten sind und ihre Motorik verbessern sollen. Eine Art Reha, aber mit wesentlich mehr Spaß und einer konkreten Zielsetzung – der gemeinsamen Zaubershow vor Publikum.
Eine Gruppe von Medizinern des LMU-Klinikums München und spezialisierte Kinderneurologen leisten in dieser Zeit individuelle Betreuung und halten Fortschritte fest, um zu verallgemeinerbaren Erkenntnissen zu gelangen. Auch Ergotherapeuten wirken mit.
Ein Team mit zehn Kameramännern und acht Tonleuten dokumentierte das Vorhaben. Aus dem gedrehten Material entstanden mehrere Programmbeiträge. “Magic Moves” ist die zentrale Fortsetzungsserie, die in vier Teilen im ZDF und in acht Teilen im Kika sowie in der ZDF-Mediathek zu sehen sein wird und sich an ein junges wie an ein erwachsenes Publikum richtet.
In süffiger Form stellt “Magic Moves” das Vorhaben, die Kinder, die beteiligten Mediziner und die Ehrlich Brothers vor. Die Hemiparese wird verständlich erklärt, kurze Biografien zeigen, wie die Kinder erkrankten und wie sie mit der Behinderung umzugehen lernten.
Die zugänglichen, schon vom äußeren Erscheinungsbild her gute Laune verbreitenden Ehrlichs finden schnell einen Draht zu ihren jugendlichen Freunden, auch wenn einige anfangs ein wenig schüchtern oder gar verstockt auftreten.
Das Zwei-Wochen-Programm umfasst nicht nur das Erlernen verblüffender Zaubertricks. Ein wesentliches Ziel besteht darin, den Kindern Schritt für Schritt zu mehr Selbstbewusstsein zu verhelfen. In einer Gesprächsrunde am Kamin berichten sie zögerlich, dass sie von Gleichaltrigen schikaniert und verspottet wurden. Erfahrungen, die erkennbar das Verhalten einiger geprägt haben.
Den Ehrlichs sind solche Quälereien nicht fremd. Sie gestehen den Kindern – und zugleich den Zuschauern -, wie sie selbst gelernt haben, mit Gemeinheiten umzugehen und sie zu überwinden. Auch der frühe Tod des Vaters, der mit ihnen die ersten Zaubertricks entwickelte und die nötigen Requisiten baute, musste verarbeitet werden. So ist “Magic Moments” auch ein ungewöhnlicher Blick hinter die strahlende Fassade der beiden Showprofis.
Die medizinischen Aspekte werden ebenfalls in die Erzählung eingeflochten. Und so manches Mal ergeben sich rührende, aber nie in den Kitsch abkippende Momente. Die Kinder haben die Natur der Dreharbeiten offenbar schnell begriffen: Als Joseph Schwierigkeiten hat, seine Winterjacke anzuziehen, und verärgert aufgibt, erteilt er dem Team eine Regieanweisung “Cut! Cut!”. Die wird dann auch befolgt.
Im Kommentar sprechen die Autoren der Produktion von einem “neuartigen Projekt” oder auch von einem “magisch-wissenschaftlichen Projekt, das es so noch nicht gegeben hat”. Diese Aussagen sind allerdings falsch. Denn in Großbritannien hatte die gemeinnützige Organisation Breathe schon 2013 mit “Breathe Magic” ein ähnliches Projekt initiiert. Einer der Beteiligten war der Weltklasse-Magier Richard McDougall. Auch mit angewandter Kunst, Tanz und Gesang wurde dort gearbeitet. Wie eine Filmdoku zeigt, waren einige Übungen identisch mit denen aus “Magic Moves”, ebenso diverse Kameraeinstellungen und Teile der Inhalte.
“Magic Moves” und seine Ableger sind also höchst empfehlenswerte Programmbeiträge, aber Idee und Umsetzung keine originär deutschen Errungenschaften.