Rechtzeitig zum Höhepunkt des Reformationsjubiläums ist ein Standardwerk zur Reformation in Westfalen und Lippe neu aufgelegt worden: Die „Westfälische Reformationsgeschichte“ des Münsteraner Historikers Robert Stupperich (1904-2003).
In dem Buch, das erstmals 1993 erschien, hat der bekannte Kirchengeschichtler die Ergebnisse seiner langjährigen Beschäftigung mit einzelnen Aspekten der westfälischen und lippischen Kirchengeschichte zu einer Gesamtschau zusammengetragen. Dabei wird der starken Zersplitterung des heutigen Gebiets Westfalen und Lippe Rechnung getragen: Nachdem Stupperich zunächst die theologischen Anstöße darstellt, die in diesem Bereich Deutschlands zur Reformation führten, widmet er sich anschließend detailliert den Entwicklungen in den einzelnen Städten und Regionen bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts. Dabei erfahren Leserinnen und Leser etwa, welche Machtverhältnisse bei der Reformation eine Rolle spielten, welche Akteure Einfluss auf die Durchsetzung des protestantischen Glaubens nahmen, welchen Niederschlag die neuen Glaubensformen in kirchlichen Organisationen und Ordnungen fanden und welche Konflikte ausgetragen werden mussten, bis sich die neuen Ordnungen etabliert hatten.
Die Neuauflage der „Westfälischen Kirchengeschichte“ lässt den ursprünglichen Text unverändert. Die Anmerkungen wurden jedoch gründlich überarbeitet. Für interessierte Laien ist es hilfreich, dass viele Quellentexte etwa aus dem Lateinischen oder dem Deutsch der Reformationszeit ins heutige Deutsch übersetzt wurden; ein Glossar, das die wichtigsten Fachbegriffe erklärt, erleichtert das Lesen des wissenschaftlichen Werkes zusätzlich. Zum Literaturverzeichnis wurde ein Anhang hinzugefügt, der die Neuerscheinungen der vergangenen 20 Jahre berücksichtigt. An der Überarbeitung waren Johannes Burkardt, Leiter der Abteilung Ostwestfalen-Lippe des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen in Detmold, Jürgen Kampmann, Professor für Kirchenordnung und neuere Kirchengeschichte an der Universität Tübingen, und Christian Peters, Leiter des Instituts für Westfälische Kirchengeschichte an der Universität Münster, beteiligt.
Pfarrer Ulrich Rottschäfer, der den „Stupperich“ im Auftrag des Vereins für Westfälische Kirchengeschichte neu herausgegeben hat, ist überzeugt: „Es gibt nichts Besseres zu diesem Thema.“ Deshalb, so Rottschäfer, habe man das Werk auch mit modernem Layout als Taschenbuch herausgebracht und es so einem größeren Leserkreis zugänglich gemacht. Möglich geworden sei das unter anderem durch die finanzielle Unterstützung der Evangelischen Kirche von Westfalen. leg
• Robert Stupperich, Westfälische Reformationsgeschichte. Historischer Überblick und theologische Einordnung. Im Auftrag des Vereins für Westfälische Kirchengeschichte neu herausgegeben und um aktuelle Literaturangaben ergänzt von Ulrich Rottschäfer, Luther-Verlag, 552 Seiten, 18,95 Euro.