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Doppelschau zu 100 Jahren Kunstschutz für Spielzeug

Vor 100 Jahren erhielt erstmals ein Kinderspielzeug künstlerischen Urheberschutz: die Käthe-Kruse-Puppe. Daher zeigt das gleichnamige Museum in Donauwörth nun eine Ausstellung. Sie ist nicht nur an einem Ort zu sehen.

Mit dem Urheberrecht in der Spielwarenwelt befasst sich die neue Sonderausstellung im Käthe-Kruse-Puppen-Museum Donauwörth. Anlass ist laut Ankündigung vom Mittwoch ein Grundsatzurteil des Reichsgerichts Leipzig von vor 100 Jahren: “Erstmals wurde einem Kinderspielzeug, der Käthe-Kruse-Puppe, künstlerischer Urheberschutz gewährt”, so das Museum. Die Schau “Kruse gegen Bing – 100 Jahre Kunstschutz für Spielzeug” läuft vom 1. Mai bis 14. September, und zwar nicht nur im bayerisch-schwäbischen Donauwörth, sondern auch im Bing-Museum in Freinsheim in Rheinland-Pfalz.

Anfang der 1920er Jahre hatte sich Käthe Kruse als Herstellerin hochwertiger Spielpuppen auf dem Markt etabliert, wie es heißt. Andere Spielzeughersteller hätten dann damit begonnen, qualitativ minderwertige Nachahmungen zu verkaufen und diese als preiswerte Imitationen der Kruse-Puppen beworben. “Ein frontaler Angriff, den Käthe Kruse weder akzeptieren konnte noch wollte. Neben massiven Umsatzeinbußen fürchtete sie vor allem, dass der hervorragende und hart erarbeitete Ruf ihrer Puppen nachhaltig beschädigt werden könnte. Also klagte die Unternehmerin und führte mehrere Zivilprozesse.”

Besonders einer davon sorgte laut Mitteilung für Aufsehen: Kruses Auseinandersetzung mit der Nürnberger Firma Bing, dem damals weltgrößten Spielwarenproduzenten. “Ausgerechnet gegen diesen Giganten der Spielzeugindustrie gelang es Kruse, 1925 vor dem Reichsgericht Leipzig ein Grundsatzurteil zu erstreiten. Mit diesem höchstrichterlichen Urteil schrieb Käthe Kruse Rechtsgeschichte”, so das Museum. “Als erster Spielzeughersteller überhaupt erhielt sie für ihre Puppen künstlerischen Urheberschutz. Kruses Nachahmer waren gezwungen, die – nun als solche anerkannten – Plagiate vom Markt nehmen.”

Anlässlich dieser Ereignisse vor 100 Jahren haben sich das Käthe-Kruse-Puppen-Museum und das Bing-Museum nach eigenen Angaben zusammengetan und zeigen nun zwei gemeinschaftlich konzipierte Ausstellungen. Sie präsentieren demnach an beiden Orten die Firmengeschichte von Bing sowie Spielzeug-Raritäten. Außerdem gäben sie Einblick in das Leben und Werk von Käthe Kruse. Seltene Bing-Künstlerpuppen und andere Plagiate würden neben den originalen Kruse-Puppen ausgestellt und lüden so zum direkten Vergleich ein.