Um Polarlichter zu sehen, muss man meist nach Skandinavien reisen. Derzeit leuchten sie aber auch mitunter über Deutschland. Eine ARD-Doku befasst sich mit dem außergewöhnlichen Naturphänomen.
Sie leuchten bunt, sie wirken magisch und bizarr – wenn Menschen Polarlichter erleben, dann sind sie von dem Naturschauspiel meist fasziniert. In den hiesigen Breitengraden sind sie eine ausgesprochene Seltenheit – derzeit sind sie aber sogar über Deutschland zu sehen. Der Dokumentarfilm “Polarlichter über Deutschland – Schön und gefährlich” der Reihe “ARD Wissen” beleuchtet am 13. Januar um 22.50 Uhr diese Himmelserscheinung und deren mögliche Schattenseiten.
Stellvertretend für das Publikum hält “ARD Wissen”-Moderatorin Lena Ganschow in Deutschland am nächtlichen Himmel Ausschau nach den bunten Lichtern. Die Sprecherin des Beitrags von Filmemacher Stephan Liskowsky möchte aber auch über das seit der Antike bekannte Polarlicht aufklären. Es tritt vor allem in den nördlichen und südlichen Polarregionen in Form von farbigen Bändern, Fäden, Fahnen und Vorhängen auf.
Verantwortlich für Polarlichter ist die Sonne. Sie ist im Moment besonders aktiv, schießt immer wieder heftige Sonnenstürme ins All – Plasmawolken aus geladenen Teilchen, die auch die Erde treffen können. Deshalb illuminieren auch derzeit immer wieder Polarlichter den Nachthimmel über Deutschland.
Warum ist das so? Was passiert gerade im All? Und: Gibt es Grund zur Beunruhigung? Mit diesen Fragen befasst sich Moderatorin Ganschow zu Beginn. Antworten darauf findet sie am Leibnitz-Institut für Atmosphärenphysik in Kühlungsborn, bei dessen Direktorin, der Physikerin Claudia Stolle. Eine durchaus negative Folge der Polarlichter können gravierende Funkstörungen sein. Stolle hat hierzu wissenschaftliche Daten erhoben. Die Filmcrew zeigt ein nächtliches Experiment zur weiteren Erforschung der Auswirkungen aufs Funknetz mit Laserstrahlen.
Die große Gefahr, vor der die Wissenschaft warnt: Satelliten können unter dem extremen Beschuss dieser Teilchen kollabieren, Navigationssysteme verrückt spielen, Stromnetze und Internetdienste ausfallen. Das ist in der Vergangenheit auch schon passiert.
Zu Gefahren und möglichen Schutzmaßnahmen besucht Ganschow das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Köln sowie das Helmholtz-Zentrum in Dresden-Rossendorf. Die Journalistin lernt dort zudem die Experimentierplattform “DRESDYN” kennen. Die scherzhaft als “Höllenmaschine” bezeichnete, große Apparatur ist von einer massiven Schutzzone aus Beton umgeben. Mit ihr bereiten der Geo- und Astrophysiker Frank Stefani und sein Team seit 15 Jahren ein besonderes Experiment vor. Dabei soll ein Magnetsystem erzeugt werden, das dem der Erde gleicht und Rückschlüsse auf die Auswirkungen von Polarlichtern zulässt.
Fasziniert von Polarlichtern ist Suk-Jae Kim. Ganschow trifft den Piloten einer deutschen Fluglinie bei einer Zwischenstation in Leipzig. Er berichtet von seinen Erlebnissen in 10.000 Metern Flughöhe und präsentiert stolz seine im Cockpit aufgenommenen Handy-Bilder vor der Filmkamera.
Mit einem gekonnten Wechselspiel zwischen Faszination und Forschung und Lena Ganschow als sympathischem Host, der das Publikum durch das umfangreiche Naturthema begleitet, ist die Dokumentation ein Glanzlicht der Reihe “ARD Wissen”. Für grenzenlose Begeisterung für die Polarlichter steht im Film auch eine Begegnung an der Ostseeküste bei Rostock. Dort trifft Ganschow den Hobby-Astro-Fotografen Henning Schmidt – am Sonnen-Teleskop stehend fasst er seine Erfahrungen so zusammen: “Glück muss man haben, und schnell muss man sein.” Man darf gespannt sein, ob der Journalistin beides gelingt und sie am Ende der Doku selbst Polarlichter über Deutschland beobachten kann.