Der langjährige Generaldirektor des Deutschen Museums, Wolfgang Heckl, setzt auf eine “Kultur der Reparatur”. Wegwerfen geht ihm gegen den Strich. Bisweilen repariert er auch Röhrenfernseher mit einem Astronauten.
Wolfgang Heckl (66), scheidender Generaldirektor des Deutschen Museums in München, hat eine Leidenschaft fürs Reparieren. “Das ist für mich ein Weg zur Welterkenntnis, zu wissen, wie Dinge funktionieren”, sagte der Physiker der “Süddeutschen Zeitung” (Mittwoch). Deshalb sei er auch in der Repair-Café-Bewegung engagiert. Es gehe nicht darum, ein paar Euro zu sparen, sondern um eine Haltung: “die Wegwerfkultur zu überwinden und damit die Erde zu retten”.
Das Argument, neue Geräte verbrauchten weniger Strom, lässt der Technik-Fachmann nicht durchgehen. “Wenn ich in 50 Jahren fünf neue Waschmaschinen kaufe, habe ich mehr Strom und Rohstoffe verbraucht, als wenn ich die alte Maschine meiner Mutter repariere und erhalte.” Sein Buch “Die Kultur der Reparatur” sei unter anderem ins Koreanische übersetzt worden. Deshalb sei eines Tages das koreanische Fernsehen nach München gekommen, berichtete Heckl. Die Redakteure hätten ihm ein Foto von einem Repair-Café in Seoul gezeigt. Darüber hätten lauter koreanische Schriftzeichen gestanden, die übersetzt ins Deutsche bedeuteten: “Die Kultur der Reparatur, Wolfgang Heckl.”
Wenn die Menschen nicht lernten, wieder nachhaltiger zu wirtschaften, werde es ihnen die Erde eines Tages heimzahlen, sagte Heckl. “Die Ressourcen sind begrenzt, und wir werden die Moleküle nicht vom Mars holen.” Notwendig sei es, molekular zu recyceln. Aus Plastik sollten keine Parkbänke gemacht werden, sondern die Stoffe seien stattdessen wieder in ihren molekularen Ursprung zurückzuführen, wie das auch die Natur mache. Für Forschung und Politik gebe es da noch viel zu tun.
Im Interview bestätigte der Physiker, dass er regelmäßig mit dem deutschen Astronauten Ulrich Walter alte Röhrenfernseher repariere. “Da sind wir Samstagnachmittage lang beschäftigt, verkriechen uns mit einer Flasche Rotwein in seinem Keller oder in meinem und haben unseren Spaß.”