Nächste Woche beginnt die Leipziger Buchmesse. Und die Veranstaltung in Frankfurt wirft ihre Schatten voraus. Gastland dort ist Italien. Der italienische Botschafter versucht, politische Bedenken hierzulande auszuräumen.
Der Direktor der Frankfurter Buchmesse, Juergen Boos, hat die Bedeutung des Literaturevents für politische Auseinandersetzungen betont. “Literatur stellt immer den Menschen in der Gesellschaft in den Mittelpunkt, und damit auch die Auseinandersetzung des Ich gegenüber der Gesellschaft”, erklärte Boos am Freitag in Berlin. In diesem Jahr würden fast fünfzig Wahlen auf der Welt stattfinden, auf der Buchmesse seien Menschen aus gut 140 Ländern zu Gast, da werde es sicher politische Diskussionen geben. Das erlebe er so auch auf Buchmessen in Italien und sei froh, dass die Buchbranche dafür stehe.
Boos äußerte sich anlässlich eines Pressegesprächs zur Vorstellung des Ehrengastauftritts Italiens auf der diesjährigen Buchmesse. Sie findet vom 16. bis zum 20. Oktober 2024 statt.
Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) hatte sich bei einem Besuch im Januar in Rom besorgt darüber geäußert, Italien könne die politische Bedeutung unterschätzen, die die Buchmesse nach drei Landtagswahlen in Deutschland haben könne. Die Wahlen in Brandenburg, Thüringen und Sachsen führten möglicherweise zu einem politischen Erdbeben, so Roth. In Italien regiert derzeit Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, die der postfaschistischen, nationalistischen Partei Fratelli d’Italia (FdI) angehört.
Die Sorgen der Kulturstaatsministerin wehrte der italienische Botschafter in Deutschland, Armando Varricchio, ab. Italien sei ein Land, das leidenschaftlich Debatten führe, erklärte er. Im italienischen Programm auf der Buchmesse würden vielfältige Stimmen zu Wort kommen. Bereits auf der Leipziger Buchmesse kommende Woche und auf dem Italienischen Literaturfestival in München im April werde es Lesungen und kulturelle Veranstaltungen mit italienischen Autorinnen und Autoren geben.
Zuletzt war Italien im Jahr 1988 Ehrengast der Frankfurter Buchmesse. Das Event habe einen Hebel umgelegt, hob die Verlegerin Susanne Schüssler des Verlags Klaus Wagenbach hervor. Der Verlag publiziert laut Schüssler unter den deutschen Verlagen die meisten italienischen Übersetzungen. “Plötzlich war die italienische Literatur wirklich präsent in Deutschland und hat uns für lange Jahre den Boden bereitet, italienische Bücher herausbringen zu können”, so Schüssler.
2025 werden die Philippinen Gastland sein, gefolgt von der Tschechischen Republik 2026 und Chile 2027.