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„Dieses Schiff wird Leben retten“

Für 1,5 Millionen Euro: „United4Rescue“ erhielt bei der Versteigerung des ehemaligen Forschungsschiffs „Poseidon“ den Zuschlag

Berlin/epd Das von der evangelischen Kirche mitbegründete Bündnis „United4Rescue“ hat ein Schiff für die geplanten Rettungen im Mittelmeer erworben. Wie Vereinssprecher Joachim Lenz am Freitag sagte, hat das Bündnis den Zuschlag für das Kieler Forschungsschiff „Poseidon“ erhalten. „United4Rescue“ hatte seit Dezember Spenden für den Erwerb eines Schiffes gesammelt, das sich für Rettungseinsätze auf dem Mittelmeer eignet.

Lenz zufolge hat das Schiff 1,5 Millionen Euro gekostet. 1,1 Millionen Euro hat demzufolge das Bündnis beigesteuert. Den Rest der Summe übernehme die Organisation Sea Watch, die im Auftrag des Bündnisses das Schiff betreiben soll. Bevor das frühere Forschungsschiff für seinen künftigen Zweck in See stechen kann, sind noch Umbauten notwendig. So muss unter anderem eine Kranken­station eingerichtet werden. Man hoffe, dass das Schiff etwa von Ostern an für Rettungseinsätze zur Verfügung steht. Die „Poseidon“ war bislang für das Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozean­forschung im Einsatz.

„Dieses Schiff wird Leben retten“

„Seenotrettung ist eigentlich eine staatliche Pflichtaufgabe, die im Mittelmeer schon seit Jahren nicht wirksam wahrgenommen wird“, sagte der rheinische Präses Manfred Rekowski am vergangenen Freitag. Deshalb sei die Initiative anderer notwendig, ergänzte Rekowski, der auch Vorsitzender der Kammer für Migration und Integration der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist. Der Europa-Abgeordnete Sven Giegold (Grüne), der zu den Mitinitiatoren des Bündnisses gehört, erklärte: „Dieses Schiff wird Leben retten und kann helfen, die europäische Politik zu ändern.“

Die Staaten der EU hatten ihre Mittelmeer-Mission „Sophia“, in deren Rahmen auch immer wieder Seenotrettungen stattfanden, beendet. Seitdem retten vor allem Organisationen wie Sea Watch und Sea-Eye schiffbrüchige Migranten, die auf dem Weg nach Europa sind.

Mehr als 2500 Personen und Organisationen haben gespendet

Die Idee, dass sich die evangelische Kirche an der Rettung von Flüchtlingen beteiligt, geht auf eine Initiative des evangelischen Kirchentages vom Juni 2019 in Dortmund zurück. Anfang 

Dezember wurde dann das Bündnis „United4Rescue“ gegründet. Es hat derzeit rund 150 Mitglieder. Darunter sind neben der EKD Organisationen wie die Aktion Sühnezeichen Friedensdienste, Diakonische Werke und Landeskirchen sowie einzelne Kirchengemeinden und Privatpersonen wie Wim Wenders und die Band Revolverheld. Auch die Berliner Stadtmission, Asyl in der Kirche e.V., die Kirchenkreise Lichtenberg-Oberspree und Charlottenburg-Wilmersdorf und die EKBO gehören zu den Unterstützern.

Mehr als 2500 Menschen und Organisationen haben bereits für das Projekt gespendet. Die katholische Kirche ist nicht Mitglied des Bündnisses. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Marx, hatte allerdings aus Mitteln seines Bistums 50000 Euro für das Bündnis zur Verfügung gestellt. Auch die Schweizer Kirchen unterstützen das Bündnis „United4Rescue“, wie der Rat der Evangelisch-reformierten Kirche und die katholische Schweizer Bischofskonferenz in der vergangenen Woche bekanntgaben. „Die Tatsache, dass Menschen vor unseren Augen den Tod finden, ist nicht akzeptabel“, sagte Gottfried Locher, Präsident der reformierten Kirche. Den mensch­lichen Tragödien dürfe nicht tatenlos zugesehen werden. Die Bischofskonferenz leistet einen finanziellen Beitrag von 10000 Franken, wie das Präsidium mitteilte. Die Evangelisch-reformierte Kirche nannte keinen Geldbetrag.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, dankte nach dem Erwerb des Forschungsschiffes allen Spendern. „Ich freue mich, dass das Engagement so vieler Menschen jetzt auch zum Erfolg geführt hat“, sagte er dem Evangelischen Pressedienst. Viele Menschen, ob reich, ob arm, hätten dazu beigetragen, dass das Bündnis das Schiff nun kaufen könne. „Menschen sterben noch immer im Mittelmeer, sind in Lebensgefahr“, so Bedford-Strohm. Zivile Seenotretter seien die einzigen, die gegenwärtig retten und Menschen in sichere Häfen bringen.

Spendenkonto:Trägerverein Gemeinsam Retten e.V.IBAN: DE93100610061111111193BIC: GENODED1KDBBank für Kirche und Diakonie eG – KD-Bank

www.united4rescue.de