“Ich schlage Pastor Christian Bauer vor.“ „Ich schlage Dorothea ter Veen vor“… – Es hagelt Namen, als bei der konstituierenden Pommerschen Kirchenkreissynode in Züssow bei Greifswald die Wahl des Kirchenkreisrats ansteht. Fast 15 Männer und Frauen kandidieren, wären bereit, sich in diesem Leitungsgremium zu engagieren, sogar der 21-jährige Paul Witt aus Velgast bei Barth. Warum? Um etwas zu bewirken, wie sie alle in ihrer Einzelvorstellung am Mikrofon sagen: für die Jugend, wie viele betonen, für die Öffnung der Kirchen oder einfach für ein lebendiges Gemeindeleben in der Region Pommern.
„Im Kirchenkreisrat spielt die Musik“, hatte der frisch gewählte Synoden-Präses Klemens Grube den neuen Synodalen zuvor erklärt. Ein Kirchenkreisrat (KKR) kommt jeden Monat zusammen, bereitet die Beschlüsse für die Synoden vor, bringt den Haushalt ein, trifft Personalentscheidungen, führt Beschlüsse der Synode aus, berät die Pröpste, beruft die Pastoren, beschließt über die Widmung und Entwidmung von Kirchen.
KKR-Mitglied: “Dieses gewisse Misstrauen hat mich erschreckt”
Viele Rechte hat er also oder wie in der vorigen Legislaturperiode manche Synodalen zu glauben schienen: zu viele. Allerdings müssen KKR-Beschlüsse stets im Nachhinein von der Synode geprüft und bestätigt oder revidiert werden. Und: Außer den Pröpsten, die qua Amt im Kirchenkreisrat sitzen, werden alle KKR-Mitglieder von den Synodalen direkt gewählt, sind zudem selbst Synodale. „Dieses gewisse Misstrauen“, das in der letzten Legislaturperiode zwischen der Synode und dem KKR herrschte, habe sie erschreckt, sagt Angelika Beyer aus Horst vor der Wahl. Als KKR-Mitglied sei man auf das Vertrauen der Synode angewiesen. „Bitte wählen Sie jemanden, hinter dem Sie stehen können“, wirbt sie.
Auch Bischof Tilman Jeremias betont bei der Synode, wie wichtig eine konstruktive Zusammenarbeit in allen Gremien sei. Durch das „institutionelle Versagen unserer Kirche im Bezug auf sexuelle Gewalt“ habe die Kirche noch mehr an Glaubwürdigkeit verloren. „Zudem geschieht der Mitgliederschwund erschreckend rasant, ebenso rasant sinkt auch die Zahl der Hauptamtlichen.“ Es brauche jetzt nüchterne Analysen, kluge Planungen und ein gemeinsames Handeln.
Zum Ende der Pommern-Synode, bei der auch das Präsidium bestimmt und die Ausschüsse gegründet werden, steht das Wahlergebnis fest (siehe Foto): Neun Männer und vier Frauen sitzen jetzt im Pommerschen KKR, darunter ganz neue wie Paul Witt, aber auch erfahrene wie die Richterin und Mediatorin Dorothea ter Veen.
„Ich bin mit viel Freude wieder dabei,“ sagt Dorothea ter Veen, 61, die auch in der Landessynode mitwirkt. „Mein großer Traum ist, dass wir es im Kirchenkreis schaffen, unsere Kirchengebäude und unsere Gemeinden mit unserem Glauben am Leben zu erhalten.“ Natürlich werde man sich aus Geld- und Personalmangel auch von einigem trennen müssen. „Die Konflikte werden zunehmen“, glaubt sie. „Es wird ein Prozess, der auch schmerzlich ist.“ Aber einer, den sie nun mitgestalten könne.
Zwölf der neuen Gemeindesynodalen sind jünger als 27 Jahre
In Mecklenburg war eine Woche zuvor ebenfalls der Kirchenkreisrat gebildet worden: mit neun gewählten Synodalen, darunter sieben Ehrenamtlichen, und den vier Pröpstinnen und Pröpsten (siehe Foto). Einer, für den KKR-Arbeit nach vier Synoden schon ein altbekanntes Geschäft ist: Christoph de Boor aus Hohenzieritz. Er ist Geschäftsführer der Diakonie Mecklenburgische Seenplatte und ihr Motto „Mit den Menschen für die Menschen“ ist auch seines, wie er sagt. Wichtig findet er vor allem, aus der Kirche herauszugehen, auf andere zu.
Lena Saß aus Schönberg, Mediendesignerin und ehrenamtliche Kinder- und Jugendleiterin, zählt zu den Synodalen der Marke ‚jung, weiblich, neu‘ – und das sind so einige in Mecklenburg. Der Frauenanteil überwiegt hier mit 30 zu 25 und zwölf der neuen Gemeindesynodalen sind jünger als 27 Jahre. Lena Saß arbeitet zum ersten Mal in der Synode und auch gleich im Kirchenkreisrat mit. Ihr Credo: „Generationsübergreifend muss die Kirche der Zukunft sein!“