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Die närrischen Tage barrierefrei – hier können alle mitfeiern

Laut, voll, hektisch – Karneval kann für Narren mit Einschränkung herausfordernd sein. Doch es gibt Ideen wie barrierefreie Zugwagen, Gebärdendolmetscher und Hörgerät-taugliche Events. Wie Fasching inklusiver wird.

Die fünfte Jahreszeit reklamiert es für sich, fröhlich, bunt und offen für jede und jeden zu sein. Doch Menschenmengen, laute Geräusche und Ausnahmesituationen an den jecken Tagen stellen für manche Menschen ein Hindernis dar. Ein paar Beispiele, wie auch Menschen mit Einschränkungen im Karneval nicht behindert werden, sondern mitfeiern:

Beim Bonner Rosenmontagszug macht die Initiative “Radeln ohne Alter” mit. Ehrenamtliche treten in die Pedale von Fahrrad-Rikschas. Menschen, die selbst nicht mehr radeln können, fahren mit. Alle Beteiligten – inklusive Rad – sind bunt verkleidet. Auch in Darmstadt, dem oberfränkischen Pottenstein und in Köln waren die radelnden Jecken schon bei Umzügen dabei.

Inklusive Karnevalswagen fahren inzwischen in mehreren Städten in Umzügen mit – etwa in Aachen, Koblenz und Köln. Sie haben eine behindertengerechte Toilette und Rampen und/oder Aufzüge und sind auch sonst speziell den Bedürfnissen angepasst. Menschen im Rollstuhl brauchen tiefere Brüstungen und ihre Süßigkeiten zum Werfen auf einer anderen Höhe als stehende Jecken.

Im Kölner Karneval werden mehrere Veranstaltungen in Gebärdensprache übersetzt, zum Beispiel Sitzungen und die Eröffnung des Straßenkarnevals an Weiberfastnacht. Für gehörlose Kinder läuft die Proklamation des Kinderdreigestirns auch in Gebärdensprache.

Karnevalszüge erfordern langes Stehen. Nicht für alle Jecken ist das gut machbar. Die “Konstanzer Fasnachtsvereine” bieten kostenlose Sitzmöglichkeiten beim Großen Umzug am Fastnachtssonntag.

Karnevalsumzüge bedeuten volle Straßen. In vielen Städten gibt es deshalb Tribünen für Rollstuhlfahrer, damit alle etwas vom bunten Treiben sehen können. Außerdem sind meistens barrierefreie Toiletten nicht weit. In Düsseldorf und Köln bieten einzelne Bereiche der Zugstrecke außerdem Plätze für Menschen mit Behinderung, die ohne Schutz einer Tribüne nicht mitfeiern könnten.

Im nordrhein-westfälischen Much stellt eine Einrichtung für Menschen mit geistiger Behinderung das Dreigestirn. Sie repräsentieren das karnevalistische Brauchtum bei Empfängen und beim Rathaussturm. In Düsseldorf stellt die Karnevalsgesellschaft “Gemeinsam Jeck” ein eigenes Prinzenpaar auf. Der inklusive Verein geht auch im Rosenmontagszug der Landeshauptstadt mit.

Bei großen Umzügen etwa in Düsseldorf, Konstanz, Köln und Mönchengladbach beschreiben Blindenreporter für sehbehinderte Menschen sehr genau Wagen, Kostüme und ihre optischen Eindrücke.

Fastnachtssitzungen sind oft laut. Das Problem dabei für Menschen mit Hörgerät: Es verstärkt nicht nur die Stimme, sondern auch störende Nebengeräusche. In Konstanz gibt es bei drei närrischen Veranstaltungen eine digitale Übertragungsanlage mit Induktionsschleifen. Sie sorgt dafür, dass der Ton direkt und klar ins Hörgerät kommt.

Seit mehr als 70 Jahren lädt eine Kölner Künstlervereinigung zu einer Sitzung für blinde Menschen. Alles, was auf der Bühne passiert, wird detailliert beschrieben. Außerdem gibt es das Dreigestirn “zum Anfassen”. Die drei närrischen Majestäten wie auch das Kinderdreigestirn dürfen ertastet werden.

Egal ob bei einer Party, Sitzung oder im Straßenkarneval – aufeinander achten! Braucht jemand Hilfe? Fühlt sich jemand in Menschenmengen unwohl? Gibt es Barrieren?