Béla, Markus, wie hat sich der Lockdown auf eure Arbeit in der EJBO und die kirchliche Jugendarbeit ausgewirkt?
Béla: Wir waren mitten in der Planung für das Landesjugendcamp, das Anfang Juni unter dem Motto „unglaubwirklich“ in Bad Wilsnack stattfinden sollte. Und dann kam Corona. Auch der Spielemarkt in Potsdam musste ausfallen und die Landesjugendversammlung fand in anderer Form statt.
Markus: In der Jugendarbeit mussten sich neue Angebote finden. Gemeinsame Kochabende in der Jungen Gemeinde waren nicht möglich. Doch das ist sehr schnell passiert. Und in unserer Gremienarbeit war ich überrascht, wie gut die Zusammenarbeit digital funktioniert.
Könnt ihr ein paar Beispiele für digitale Jugendangebote nennen?
Béla: Zu Ostern haben wir eine große Aktion gestartet: Wir haben über Instagram Bilder, Videos und Lieder von Jugendlichen gesammelt, haben daraus am Ostersonntag um 5 Uhr einen Gottesdienst gemacht und zusammen gefeiert. Natürlich war es anders, aber es gab ein ganz starkes Gemeinschaftsgefühl. Auf Kirchenkreisebene gab es zum Beispiel einen Hörspielgottesdienst und digitale Andachten über die sozialen Medien. Oder eine Challenge (Aufgabe), die für eine Woche im gesamten Kirchenkreis ausgerufen wurde. Es ist schön zu sehen, was alles stattfinden kann, und was sich die Gemeinden alles einfallen lassen.
Und wie war die Rückmeldung seitens der Jugendlichen?
Markus: Es hat auf jeden Fall eine Gewöhnungsphase gebraucht. Digitale Gottesdienste zum Beispiel, das kannte man noch nicht so wirklich. Aber unterm Strich hat es die Mehrheit der Jugendlichen gut angenommen.
Béla: Aber nicht überall. In meiner Jugendgruppe haben die digitalen Angebote gar nicht funktioniert. Deshalb ist es wichtig zu wissen: Was machen die Jugendlichen gerne, welche Medien nutzen sie, welche Interessen haben sie und wie kann man das mit der Jugendarbeit verbinden?
Und was hast du dann gemacht?
Béla: Wir haben uns draußen getroffen, mit Abstand, und uns ausgetauscht.
Wie wird es weitergehen mit den digitalen Angeboten?
Béla: In der Gremienarbeit, gerade mit Jugendlichen, die weite Anreisen haben, werden wir künftig im Blick haben: Geht es um kreative Arbeit? Dann ist ein analoges Treffen sinnvoll. Geht es um Absprachen? Das können wir auch auf digitalem Weg machen.
Markus: Man darf auch den Aufwand für digitale Angebote nicht unterschätzen. Bis zum Beispiel ein Lied gepostet werden kann, muss unglaublich viel Arbeit geleistet werden.
Viel wird gerade darüber diskutiert, wie die Kirche die Krise gemanagt hat. Wie nehmt ihr das wahr?
Béla: Wir wurden in der Gemeinde und in der EJBO immer aktuell informiert. Hätte es strikte Ansagen geben müssen? Das wird bei uns im Kirchenkreis aktuell stark diskutiert.
Markus: Die Unklarheit herrschte auf allen Ebenen vor, von der Kirchenleitung über den Kreiskirchenrat bis zum GKR. Da ist die Kommunikation sicherlich nicht immer optimal gelaufen. Hattet ihr das Gefühl, vergessen worden zu sein?
Béla: Nein, das Gefühl hatte ich nicht. Wir als Vorstand und als EJBO wurden vom AKD sehr gut unterstützt, sodass wir weiterarbeiten konnten.
Hat der Digitalisierungsschub in den Gemeinden dafür gesorgt, dass jüngere Gemeindeglieder stärker wahrgenommen?
Markus: Die Jugend war als Helferin gefragt, aber nicht so sehr als Mitwirkende, zum Beispiel bei der Gestaltung digitaler Gottesdienste. Mein Eindruck ist nicht, dass es die Generationen zusammengebracht hat.
Béla: Wir können nur von dem sprechen, was wir mitbekommen. Ich glaube schon, dass Jugendliche auch gestaltend mitgewirkt haben. Aber oft war es mehr die Hilfeebene ohne eigene kreative Arbeit.
Die Landeskirche rechnet mit großen finanziellen Einbußen. Vieles wird wegfallen müssen. Warum darf das nicht für die Jugendarbeit gelten?
Béla: Wir machen unglaublich viel politische Arbeit und Arbeit in der Kirchenbildung. Schon kleine Angebote in der Gemeinde haben oft einen ganz großen Effekt auf Jugendliche, die sich dann weiter engagieren. Deshalb ist unsere große Bitte, die Gelder für die Jugendarbeit nicht zu kürzen. Denn Jugend will sich einbringen in Kirche, das erleben wir ganz stark.
Markus: Natürlich müssen Prioritäten gesetzt werden. Und Jugendarbeit sollte Priorität haben. Sie ist elementarer Bestandteil der Kirche und muss überdurchschnittlich gefördert werden.