Vorerst wird es kein evangelisches Steigerwald-Dekanat im südöstlichen Unterfranken und einigen angrenzenden mittelfränkischen Gemeinden geben. Der Landeskirchenrat – das für Organisationsfragen zuständige Leitungsgremium der bayerischen Landeskirche – hat den Fusionsantrag der Dekanate Markt Einersheim und Castell abgelehnt. Nach „eingehender“ Beratung könne man dem Vorhaben „derzeit“ nicht zustimmen. In der Region sei das Unverständnis groß, heißt es. In München aber auch.
Wie erst jetzt bekannt wurde, hatte sich der Landeskirchenrat bereits am 10. Dezember mit dem Antrag aus der Region am Rande des Steigerwalds befasst. In einem Schreiben des kirchenleitenden Gremiums an Markt Einersheims Dekan Ivo Huber vom 12. Dezember steht, die Fusion erfülle „nicht die Voraussetzungen“ für eine zukunftsfähige Struktur. Auch als Zwischenschritt komme die Vereinigung nicht in Betracht. Der Antrag könne aber später noch genehmigt werden – dazu allerdings müssten weitere Voraussetzungen erfüllt werden.
Im März 2024 hatten Dekan Huber und sein Casteller Amtskollege Günther Klöss-Schuster, der inzwischen Gemeindepfarrer in Würzburg ist, die Kirchengemeinden über die Pläne informiert. Der Vorstoß sorgte in der Region für Kritik: Auch das geplante Steigerwald-Dekanat sei zu klein und nicht zukunftsfähig, umliegende Dekanate seien bei den Fusionsplänen nicht mit einbezogen worden, und so weiter. Dekan Huber und seine Mitstreiter hatten die Kritik stets pariert und Zuversicht für das Zustandekommen der Fusion verbreitet.
Schon Anfang Dezember war klar, dass es nicht so schnell gehen würde, wie gewünscht – im Dekanatsbrief hatte Huber von „Unmut“ über die „Verzögerung“ geklagt. Huber bezog sich dabei auf eine Entscheidung des Landeskirchenrats, die rund um Markt Einersheim und Castell liegenden Dekanate um eine Stellungnahme zur Fusion zu bitten. Die aktuellen Entwicklungen kommentierte Huber jetzt in einem internen Schreiben mit den Worten, der Landeskirchenrat habe seine Entscheidung „verschoben“. Dies sei „sehr enttäuschend“.
Damit bezieht sich Huber offenbar auf die Stelle im Landeskirchenrats-Schreiben, indem es heißt, es gebe die Möglichkeit, die Fusion „zu einem späteren Zeitpunkt zu genehmigen, sobald offensichtlich unterbliebene bzw. zu oberflächlich durchgeführte Beteiligungen nachgeholt worden sind“. Das aber wird wohl erst möglich sein, wenn die unterfränkischen Dekanate Kitzingen, Schweinfurt und Würzburg und die mittelfränkischen Dekanate Uffenheim, Bad Windsheim und Neustadt an der Aisch selbst wissen, wohin bei ihnen die Reise geht.
Dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte Huber nun auf Anfrage, er begrüße das vom Landeskirchenrat ausdrücklich betonte Gesprächsangebot mit den Haupt- und Ehrenamtlichen in Castell und Markt Einersheim sehr. Gleichwohl betonte er, die „Vertagung der Entscheidung“ habe bei vielen „Frust und auch Verärgerung“ verursacht. „Die Menschen vor Ort können sich des Eindrucks nicht erwehren“, dass ihre Wünsche „nicht ernst genommen“ werden. Am 21. Januar würden die regionalen Gremien über die Entscheidung beraten.
In der Kirchenleitung selbst ist man auch nicht glücklich darüber, wie die Angelegenheit gelaufen ist – aber mit einer anderen Einfärbung. Das, was nun entschieden wurde, habe man den Verantwortlichen vor Ort, also auch den beiden Dekanen, von Anfang an als wahrscheinlichstes Szenario prophezeit. Dass diese Warnungen alle ignoriert wurden, sei das eine, heißt es aus der Kirchenleitung. Dass jetzt möglichst öffentlichkeitswirksam die Verantwortung für die gescheiterte Fusion ausschließlich in München gesucht werde, sei allerdings nicht okay.
Offiziell teilte die Landeskirche auf epd-Anfrage mit, dass es inzwischen drei harte Kriterien für die Fusion von Dekanaten gebe. Die optimale Größe beträgt 35.000 Gemeindeglieder, daraus ergibt sich ein Leitungsanteil für das Dekane-Amt von 75 Prozent einer Vollzeit-Stelle. Neu entstandene Dekanate sollen sich plausibel an den bestehenden Landkreis- und Bezirksgrenzen orientieren. Drittes Kriterium ist, dass neue Zusammenschlüsse beispielsweise auch die Größen möglicher künftiger Nachbar-Dekanate berücksichtigen müssen.
Zwischenschritte, heißt es in der Antwort der Landeskirche, seien „nur in begründeten Ausnahmefällen“ möglich, falls nicht alle Kriterien vollständig erfüllt würden. Über diese Kriterien für Dekanatsbezirke wird in der Landeskirche schon seit mehreren Jahren immer wieder diskutiert – offiziell festgezurrt wurden diese Kriterien allerdings erst in diesem Sommer. Wohl auch deshalb ficht Huber die Kritik aus der Kirchenleitung nicht an: Klöss-Schuster und ihm seien „keine Vorschriften in Bezug auf das Zusammengehen gemacht worden“. (00/0046/09.01.2025)