Was bleibt von diesem Kirchentag im Jahr des 500. Reformationsjubiläums? Ob es mehr ist als das gute Gefühl, mit dem vermutlich die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach Hause gefahren sind? Die Zukunft wird es zeigen. Eines lässt sich allerdings jetzt schon sagen: Von den reinen Fakten her und von seinen Ausmaßen, von der Zahl der Orte, die beteiligt waren (auch wenn dorthin weniger Menschen kamen als erhofft), hat Berlin 2017 alles bisher Dagewesene getoppt.
Außergewöhnlich und erfreulich intensiv war das Medienecho auf diesen Kirchentag. Sicher war das zu einem erheblichen Teil dem Besuch des Polit-Popstars Barack Obama geschuldet, der am Himmelfahrtstag die ganze Aufmerksamkeit auf sich zog. Aber generell, so scheint es, ist im 500. Jahr der Reformation der Blick von außen auf die evangelische Kirche, und damit auf den Kirchentag, interessierter und wohlwollender geworden als er es in der Vergangenheit war.
Und was Obama betrifft: Glücklicherweise verkam die Veranstaltung mit ihm und Angela Merkel weder zu einer Show- noch zu einer Wahlkampfveranstaltung. Das war nicht nur freundlich-seichtes Geplänkel, was da vom Podium am Brandenburger Tor zu hören war. Erstaunlich offen wurden Probleme der allgemeinen Weltlage, der Flüchtlings- und Integrationspolitik erörtert.
Kontroverse Diskussionen – wenn es denn ein Kennzeichen dieses Kirchentags gab, dann waren sie es. Nichts Außergewöhnliches bei Kirchentagen, aber dieses Mal doch für Beobachter deutlicher spürbar. 2017 – das war ein politischer Kirchentag. Was wohl auch mit den aktuellen gesellschaftlichen Debatten und mit dem Streit um und mit der AfD zu tun hatte. So umstritten wie die Veranstaltung im Vorfeld gewesen ist, am Ende zeigte sich, dass es richtig war, auch mit Menschen aus dieser Partei das Gespräch zu suchen. Denn wer nicht mehr redet, streckt die Waffen und überlässt den Populisten das letzte Wort. Wenn überhaupt etwas helfen kann gegen ihre Ideen, ist es das bessere Argument.
Und das ist dann vielleicht auch die Botschaft dieses Kirchentages: Bleibt im Gespräch, mischt euch ein, bezieht Stellung – gerade zu gesellschaftlichen und politischen Fragen! Der Prediger des Abschlussgottesdienstes in Wittenberg, der Kapstadter anglikanische Erzbischof Thabo Makgoba, richtete diesen Appell ganz besonders an die Jugendlichen: „Seid radikal“, rief er ihnen zu. Die Jugend ist wieder politischer geworden. Deshalb darf man hoffen, dass dieser Ruf gehört wird.