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Die Bibel lesen

Woche vom 19. bis 25. Juli

Sonntag:    89, 20-53
Montag:     Micha 1, 1-16
Dienstag:     Micha 2, 1-13
Mittwoch:     Micha 3, 1-12
Donnerstag:     Micha 4, 1-8
Freitag:     Micha 4, 9–5,4a
Samstag:     Micha 5, 4b-14

Wer das Buch Micha liest, wird öfter zögern: Wer spricht jetzt gerade, Gott selbst, der Prophet, ein Dritter, das Volk? Alle diese Stimmen kommen zu Wort: Die Prophetenbücher sind Sammlungen von Sprüchen, die teilweise auf die Propheten, aber auch auf deren Schüler und spätere Aktualisierungen zurückgehen. Spätere Generationen haben sich auf sie bezogen (vergleiche Jeremia 26,18-19). Das Buch Micha folgt dem „klassischen“ Aufbau prophetischer Bücher: Zunächst wird Unheil angekündigt (1-3), dann folgen Heilszusagen (4-5), am Ende stehen Mahnungen und ein Ausblick der Hoffnung (6-7).

Über Micha selbst ist nur bekannt, dass er aus Moreschet südwestlich von Jerusalem stammt und im letzten Drittel des 8. Jahrhunderts vor Christus, zur Regierungszeit der judäischen Könige Jotam, Ahas und Hiskia, wirkte. Das Wesentliche ist aber gleich im ersten Satz gesagt: „Dies ist das Wort des Herrn, welches geschah zu Micha…“: Es geht nicht um die Person, sondern darum, dass Gott einen Menschen in seinen Dienst nimmt, sein Wort auszurichten.

Micha wendet sich an ein geteiltes Land mit zwei Zentren: Samaria und Jerusalem. Immer wieder wird es durch Feldzüge der Assyrer bedroht, Samaria wird 722 schließlich erobert. Jerusalem werden die Babylonier 587 zerstören und einen Teil der Bevölkerung deportieren. Micha schildert zu Beginn eine gewaltige Gotteserscheinung (Theophanie), die in anderen Zusammenhängen oft bedeutet, dass Gott auf den Plan tritt, um sein Volk zu schützen (Psalm 97).

Hier aber richtet Gott sich gegen das eigene Volk (1,5): Es hat sich von ihm abgewandt, und seine Führungsgestalten beuten die Menschen aus (3). Was am Geschick Samarias schon abzulesen ist, wird auch vor Jerusalem nicht haltmachen.

Unmittelbar daran schließen sich Verheißungen an, die das Heil auf alle Völker beziehen. Sie werden zum Tempelberg ziehen und anbeten und Schwerter zu Pflugscharen schmieden (4,3, vgl. Jes 2,2-5). Auf diese Verheißung bezog sich die Friedensbewegung der 80er Jahre. Sie ist heute, angesichts des schreienden Gegensatzes zwischen Waffenexporten und einer weltweiten Hungerkatastrophe, nicht weniger aktuell. Gerichtsankündigung und Verheißung, beides soll bewirken, dass Menschen sich Gott wieder zuwenden. Der Friedenskönig aus Bethlehem wird den weltweiten Frieden bringen (5, 1-3).

Uns sind diese Worte als weihnachtliche Ankündigung der Geburt Christi vertraut. Sie sind aber zunächst an das Volk Israel gerichtet, das die Ankunft des Messias bis heute erwartet. Christen, die diesen Messias in Christus erkennen, erwarten mit Menschen jüdischen Glaubens gemeinsam die noch ausstehende Aufrichtung des Friedensreiches.