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Dialog mit Muslimen vertiefen

Die Evangelische Kirche im Rheinland hat nach kontroverser Debatte ein Plädoyer für interreligiöses Gespräch ohne Bekehrungsabsicht verabschiedet

© epd-bild / LICHTBLICK / Guido

BAD NEUENAHR – Die Evangelische Kirche im Rheinland will den Dialog und die Kooperation mit Muslimen ausbauen. Auch Muslime glaubten „an den einen Gott“, heißt es in einer „theologischen Positionsbestimmung“ der zweitgrößten deutschen Landeskirche, das die Landessynode beschlossen hat. Der christlich-islamische Dialog ziele deshalb nicht auf eine Bekehrung zur jeweils anderen Religion, sondern „auf das gegenseitige Kennenlernen, das gemeinsame Handeln, das Aushalten von Differenzen sowie eine vertiefte Wahrnehmung der je eigenen Traditionen“.
Im theologischen Gespräch müssten aber sowohl Gemeinsamkeiten als auch grundlegende Differenzen der beiden abrahamitischen Religionen offen zur Sprache kommen, heißt es in dem Papier, das von der rheinischen Landessynode nach langer und teils kontroverser Debatte beschlossen wurde. Christen sollten ihren eigenen Glauben erklären und „freimütig zur Sprache bringen“. Ein „Ethos der Nächstenliebe“ solle den Dialog prägen, bei dem die „Würde der Differenz“ zwischen den Religionen bewahrt werde, sagte die Vorsitzende des Theologischen Ausschusses, Ilka Werner.
Umstritten war in der Synodendebatte vor allem, ob die Konversion von Muslimen zum Christentum ein Ziel des interreligiösen Gesprächs sein soll. Die Ablehnung dieses Dialogziels schließe nicht aus, dass sich Muslime zum Christentum bekehren, betonte Werner. Die Bekehrung eines Menschen sei aber die Sache Gottes und könne nicht von Menschen gemacht werden, die nur Zeugnis von ihrem Glauben geben könnten: „Wenn Muslime sich taufen lassen wollen, ist das unsere Freude.“
Klärungsbedarf sieht die rheinische Kirche gleichwohl im Blick auf ihr künftiges Missionsverständnis. Dazu soll es einen eigenen Diskussionsprozess geben. Interreligiöser Dialog und Mission müssten zusammen gesehen werden, hieß es. Der Superintendent des Kirchenkreises Wetzlar, Jörg Süß, kritisierte den Beschluss. Christen glaubten, dass Gott sich ausschließlich in Jesus Christus offenbar und es keinen „Weg zum Heil“ an ihm vorbei gebe.
Der christlich-muslimische Dialog wird in dem Beschluss als kirchlicher Auftrag bezeichnet. Gespräche, Kooperationen und Modelle gemeinsamen Lebens und Arbeitens müssten weiterentwickelt werden.
Ermutigt wird zur Zusammenarbeit in der Seelsorge sowie in den Bereichen Diakonie und Bildung, dazu solle auch das eigene Arbeitsrecht weiter „interkulturell geöffnet“ werden.
Die rheinische Kirche betont in dem Papier die gemeinsame Verantwortung von Christen und Muslimen für eine positive Gestaltung des Gemeinwesens. Dazu gehöre der Einsatz gegen Antisemitismus und Islamfeindlichkeit, aber auch gegen religiösen Extremismus und Fundamentalismus. Zudem müsse die Religionsfreiheit als universales Menschenrecht geachtet werden.
Alle Menschen müssten frei sein, zu glauben oder nicht zu glauben, ihren Glauben zu wechseln und ihn öffentlich zu leben und zu bekennen. Ausdrücklich befürwortet werden islamischer Religionsunterricht und die Lehre islamischer Theologie an Universitäten. epd