Die Präsidentin der Diakonie Bayern, Sabine Weingärtner, hat mehr politisches Engagement gegen Armut in der Gesellschaft gefordert. Weingärtner kritisierte am Rande der Frühjahrssynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB) am Dienstag, dass in den Koalitionsverhandlungen der Begriff der Armut kaum vorkomme. „Im Gegenteil – wenn, dann ist sie Gegenstand politischer Diffamierung“, sagte die Diakoniepräsidentin.
In Deutschland sei jedes fünfte Kind von Armut betroffen. In Bayern hätten laut DGB-Rentenreport dreiviertel aller Rentnerinnen weniger als 1.200 Euro Rente im Monat. Damit bekämen sie weniger als die 1.313 Euro, die die EU-Armutsgefährdungsschwelle markieren. Zudem sei in Bayern die Zahl der Wohnungslosen in den vergangenen Jahren auf über 50.000 Menschen angestiegen, zählte Weingärtner auf.
Die Umfragen vor der Bundestagswahl hätten gezeigt, dass soziale Gerechtigkeit eines der wichtigsten Themen der Bürgerinnen und Bürger gewesen sei, sagte die Diakoniepräsidentin. Von den Verantwortlichen in den Koalitionsverhandlungen erwarte sie daher, dass dies in den Gesprächen eine größere Rolle spiele. Sie kritisierte zudem politische Debatten über die Leistungen für Bürgergeldempfänger. Nur 1,7 Millionen der über fünf Millionen Bürgergeldempfänger und -empfängerinnen seien arbeitslos. Der überwiegende Anteil der Bezieher und Bezieherinnen erhalte Bürgergeld, weil sie sich in Ausbildung befänden oder Angehörige pflegten. Eine knappe Million Menschen bekomme Bürgergeld als Aufstockung, weil der Lohn nicht zum Leben reiche. (1123/01.04.2025)