Deutschland hat einer Studie zufolge seinen Treibhausgas-Ausstoß im Vergleich zu 1990 fast halbiert und 2024 sein Klimaziel erneut erreicht. Die Emissionen gingen um 18 Millionen Tonnen beziehungsweise drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf insgesamt 656 Millionen Tonnen CO2 zurück, wie die Denkfabrik Agora Energiewende in Berlin mitteilte.
Damit fielen die Emissionen zum dritten Mal in Folge und erreichten einen historischen Tiefstand, auch wenn sich der Rückgang im Vergleich zum letzten Jahr stark verlangsamte. Somit wurde das Jahresziel nach dem neuen Klimaschutzgesetz um 36 Millionen Tonnen übererfüllt. Laut Studie verfehlte die Bundesrepublik allerdings aufgrund mangelnder Minderung bei Gebäuden und Verkehr die europäisch vereinbarten Klimaziele um schätzungsweise 12 Millionen Tonnen.
CO2-Ausstoß: Positive Effekte aus der Energiewirtschaft
Hauptursache des Rückgangs waren positive Effekte in der Energiewirtschaft, die mehr als 80 Prozent der Emissionsverringerungen ausmachten: So wurden 2024 Kohlekraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 6,1 Gigawatt stillgelegt, was 16 Prozent der installierten Kohle-Kapazität entsprach. Der Wegfall wurde durch eine Rekorderzeugung bei den Erneuerbaren Energien in Höhe von 55 Prozent des Bruttostromverbrauchs und durch gestiegene Importe ausgeglichen, die zu 49 Prozent aus Erneuerbaren stammten.
Der Börsenstrompreis sank trotz gleichbleibender Stromnachfrage gegenüber 2023 um durchschnittlich 18 Prozent auf 78 Euro je Megawattstunde. Weitere Gründe für den Emissionsrückgang waren milde Witterungsbedingungen und eine schwächere Wirtschaftsleistung.
Anders als im Stromsektor zeigten sich in den Nachfragesektoren Industrie, Gebäude und Verkehr keine strukturellen Fortschritte. Die Investitionen in klimaneutrale Technologien wie Wärmepumpen oder E-Pkw waren gegenüber dem Vorjahr sogar rückläufig. In der Industrie stiegen die Emissionen trotz der wirtschaftlichen Stagnation um 3 Millionen Tonnen CO2 leicht an, insbesondere wegen eines gesteigerten Verbrauchs fossiler Brennstoffe in der Schwerindustrie.
Geringe Emissions-Rückgänge bei Gebäuden und Verkehr
Die geringfügigen Emissions-Rückgänge im Gebäudebereich von 2 Millionen Tonnen CO2 gingen laut Studie im Wesentlichen auf den verringerten Heizenergiebedarf wegen milder Witterung zurück. Wäre die Witterung im Vergleich zu 2023 gleichgeblieben, wären die Emissionen sogar gestiegen.
Im Verkehrssektor wurde ebenfalls nur eine geringfügige Reduktion von 2 Millionen Tonnen CO2 gegenüber dem Vorjahr erreicht – vor allem durch geringeren Lkw-Verkehr infolge der wirtschaftlichen Schwäche. Zugleich stieg aber der Pkw-Verkehr an. Insgesamt verfehlte der Verkehrssektor mit Emissionen in Höhe von 144 Millionen Tonnen das im Klimaschutzgesetz definierte Jahresziel deutlich um 19 Millionen Tonnen CO2.