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Deutschland fällt bei Korruptionsbekämpfung zurück

Kurz vor der Bundestagswahl stellt Transparency International dem Land kein zufriedenstellendes Zeugnis aus: Deutschland tut zu wenig gegen Korruption. Andere europäische Staaten stehen besser da.

Der jährlich erscheinende Index ist nach Angaben von Transparency International der weltweit bekannteste Korruptionsindikator
Der jährlich erscheinende Index ist nach Angaben von Transparency International der weltweit bekannteste KorruptionsindikatorImago / Pond5 Images

Deutschland ist auf dem Korruptionsindex von Transparency International für das Jahr 2024 zurückgefallen und erreicht nur noch den 15. Rang von 180 Staaten. Vor einem Jahr lag die Bundesrepublik noch auf dem 9. Platz. Auf einer Skala von 0 (hohes Maß an wahrgenommener Korruption) bis 100 (keine wahrgenommene Korruption) verlor Deutschland drei Zähler und liegt jetzt bei einem Index von 75, wie die Organisation in Berlin bei der Vorstellung des Korruptionswahrnehmungsindexes 2024 (CPI) mitteilte.

Dänemark erzielte von allen Ländern mit 90 Punkten den höchsten Score und behauptet damit zum siebten Mal in Folge den weltweiten Spitzenplatz. Danach folgen Finnland (88 Punkte), Singapur (84) und Neuseeland (83). Die letzten Plätze des CPI-Rankings belegen weiterhin Syrien (12 Punkte), Venezuela (10), Somalia (9) und Südsudan (8). Insgesamt erreichen über 120 der Länder, die vom CPI erfasst werden – also mehr als zwei Drittel – weniger als 50 von 100 Punkten.

Index beruht auf der Einschätzung von Expertinnen und Experten

Der jährlich erscheinende Index ist nach Angaben von Transparency International der weltweit bekannteste Korruptionsindikator. Er bewertet den Grad der in Politik und Verwaltung wahrgenommenen Korruption. Der Index beruht auf der Einschätzung von Expertinnen und Experten sowie Führungskräften.

Mehr als ein Viertel der Länder (47 von 180) sackt demnach auf die bislang für sie jeweils niedrigste Punktzahl auf dem Index ab. Österreich (67 Punkte) gehört zu dieser Gruppe ebenso wie Belgien (69), Frankreich (67) und Deutschland, das punktgleich mit Kanada liegt.

Transparency: Deutschland tut zu wenig gegen Korruption

Alexandra Herzog, Vorsitzende von Transparency Deutschland, erklärte dazu: “Seit 2012 tritt Deutschland mehr oder weniger auf der Stelle, aber drei Punkte weniger als im Vorjahr zeigen, dass die Bundesrepublik bei der Bekämpfung von Korruption im Vergleich mit anderen Ländern ins Hintertreffen gerät.” Besonders dringlich sei eine Reform der Parteienfinanzierung. Unzureichende Transparenz und unkontrollierte Großspenden – teils aus dem Ausland – gefährdeten einen fairen politischen Wettbewerb und untergrüben das Vertrauen in die Demokratie.

Die unzulänglichen Regelungen machten Deutschland anfälliger für strategische Korruption – also strategische und langfristig angelegte Einflussversuche von ausländischen Staaten mit Hilfe von Korruption. “Auch muss die Einführung des von uns schon lange geforderten Bundestransparenzgesetzes eine Priorität in der kommenden Legislaturperiode sein”, so Herzog.