Der Künstler und frühere Beuys-Schüler Anatol Herzfeld ist bekannt für seine Plastiken, die häufig auf renaturierten Militär- oder Industriegeländen stehen. Dazu zählen seine „Wächter“-Figuren aus Metall oder die Installation „Die Kirche“ aus 30 Findlingen von 1988 auf der Museumsinsel Hombroich bei Neuss. Dort hat Herzfeld, der am 21. Januar 85 Jahre alt wurde, seit Jahrzehnten sein Atelier. In der Nähe steht sein „König David“. Auch ein gewaltiger blauer Davidstern befindet sich am Rande einer Wiese. Ein „Triptychon“ von 1991 mit einem gefesselten Jesus, eingerahmt von seinen Anklägern Pilatus und Kaiphas, befindet sich in der Krypta der St. Agnes-Kirche in Köln.
Die Bibel – „so wichtig wie mein Amboss“
Herzfeld, 1931 im ostpreußischen Insterburg geboren, wuchs als Kind in einer bibelfesten Pflegefamilie auf. Er bezeichnet sich noch heute nicht als fromm oder religiös, sondern als überzeugten Christen. Ihm sei die Bibel „so wichtig wie mein Amboss“ in seinem Atelier, und sie liege immer griffbereit, betont der Bildhauer, der mit bürgerlichem Vornamen Karl-Heinz heißt.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs kam er mit der Familie ins Rheinland, wo er zunächst eine Ausbildung als Kunstschmied absolvierte. Später trat er in den Polizeidienst ein und verbrachte viele Jahre als Polizist mit einem Puppenspiel-Programm unter anderem zur Verkehrserziehung in den Schulen. Nebenbei studierte er an der Düsseldorfer Kunstakademie. Seinen späteren Lehrer Joseph Beuys traf Anatol Herzfeld zum ersten Mal nachts um drei Uhr zusammen mit seinen Künstlerfreunden Norbert Tadeusz und Blinky Palermo.
Kreuzblume, Fisch und Schmetterling
1973 hatte Herzfeld gemeinsam mit anderen Beuys-Schülern aus einem gewaltigen Pappelstamm einen Einbaum („Das Blaue Wunder“) gebaut, mit dem die Studenten „ihren“ Professor nach einem Streit mit dem damaligen Wissenschaftsminister Johannes Rau (SPD) über den Rhein zurück zur Kunstakademie ruderten. Anatol wurde Meisterschüler bei Beuys. Und wie Beuys sieht man auch Herzfeld selten ohne Hut. Hut, Latzhose und kräftiger Schnauzbart sind Markenzeichen des Künstlers, der vorrangig mit Holz, Eisen und Stein arbeitet.
Der Künstler zählte 1975 zu den Gründern der Freien Akademie Oldenburg, die die althergebrachten Aufnahmeprüfungen für Studenten abschaffte. Dreimal nahm Anatol Herzfeld an der Documenta in Kassel teil. Von 1979 bis 1981 hatte er selbst einen Lehrauftrag an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf. Ausgezeichnet wurde Herzfeld, der auch Honorar-Professor an der University of South Dakota war und Ehrenbürger dieses US-Staates ist, mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande und 1992 mit dem Lovis-Corinth-Preis. Für den bodenständigen Künstler, der bis zu seiner Pensionierung Polizist blieb, gilt bis heute, dass „wach zu sein, statt zu schlafen“ den Künstler und den Polizisten miteinander verbinde.
Kunst ist für Herzfeld ein Begriff, „der alles durchdringt und überall lauert“. In seinem Werk, das auch Zeichnungen und Radierungen umfasst, verwendet er häufig die Kreuzblume als Symbol für die Kraft des Lebens oder den Fisch als Sinnbild des auferstandenen Christus. Der Schmetterling taucht als Raupe oder Puppe und in der Endstufe der Metamorphose als bunter Schmetterling häufig in seinen Arbeiten auf – Symbole für das Werden und Vergehen, für Geburt und Tod.
• Das Museum Insel Hombroich ist täglich geöffnet von 10 bis 17 Uhr vom 1. November bis 31. März, danach von 10 bis 19 Uhr. Internet: www.inselhombroich.de.