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Der Mensch im Fokus

Nicht hinter jedem brennenden Busch verbirgt sich Gott, wie er es in der Bibel auf dem Berg Horeb tut. Abseits der Heiligen Schrift kann so ein Brand für viel Unheil sorgen. Glücklicherweise gibt es Feuerwehrleute. Manuel Mahnke weiß aus Erfahrung, dass man bei Einsätzen zuweilen auch auf emotionaler Ebene Brände löschen muss. Er ist einer von 1.500 ehrenamtlichen Feuerwehrleuten in Berlin. Am 5. Mai feiern sie den Internationalen Tag der Feuerwehrleute. Cordula Möbius sprach mit Manuel Mahnke über einen Einsatz, der keine Technik, dafür aber Sensibilität und ausgezogene Schuhe erforderte.

Von Cordula Möbius

Vor einigen Wochen gab es im Berliner Wedding einen tragischen Zwischenfall. Eine muslimische Frau war niedergestochen und so schwer verletzt worden, dass sie kurze Zeit später in der Klinik verstarb. Am Tag ihres Todes versammelten sich circa 300 Menschen in der Moschee am S-Bahnhof Wedding, um zu trauern. Die Emotionen kochten hoch. Irgendwann eskalierte die Situation im Gebetsraum der Frauen: Eine hochschwangere Frau brach zusammen und benötigte dringend ärztliche Hilfe. Doch ein Ersthelfer war nicht in der Nähe. So wurde die Freiwillige Feuerwehr gerufen.An dem Tag, an dem die muslimische Frau starb, war der Feuerwehrmann Manuel Mahnke zum Einsatzdienst eingeteilt und wurde mit seinem Team zur Notfallstelle gerufen. „Als uns der Ansprechpartner in der Moschee die Situation schilderte, zogen wir aus Respekt vor dem Ort und vor den gläubigen Muslimen zunächst die Schuhe aus“, erinnert sich der Enddreißiger an die Szene von damals. „Und dann sprachen wir mit den Leuten, nahmen uns Zeit für sie und stabilisierten die Lage im Gebetsraum so lange, bis der muslimische Notfallseelsorger eintraf.“ Die hochschwangere Frau wurde ins Krankenhaus gebracht, die weiteren Menschen konnten vor Ort unter Obhut des Seelsorgers weiter trauern. „Das war ein Einsatz ganz ohne Feuerwehrtechnik, aber einer mit einem guten Abschluss“, sagt Mahnke. „Er hat uns Feuerwehrmännern das Gefühl vermittelt, wirklich geholfen zu haben.“ Seine Jungs im Trupp hätten später angemerkt: „So einen Einsatz kann man nur mit dir machen!“ Eine nette Bestätigung für seine Herangehensweise an prekäre Situationen sei das gewesen, findet Mahnke. Für den großgewachsenen Mann gehört das Engagement in der Freiwilligen Feuerwehr einfach zu seinem Leben. „Schon mit zehn Jahren faszinierten mich Feuerwehrautos. Ich fand es großartig, in die Fahrzeuge zu steigen und die Schläuche anzufassen.“ Für den kleinen Manuel war klar: „Ich werde Feuerwehrmann bei der Freiwilligen Feuerwehr!“Was im Jahr 1991 als kindliches Hobby begann, ist bei Manuel Mahnke zu einem festen – und zeitintensiven – Bestandteil seines Lebens geworden: Regelmäßig leistet er am Standort Charlottenburg Nord seinen Einsatzdienst und übernimmt darüber hinaus organisatorische Aufgaben in der Freiwilligen Feuerwehr. Mittlerweile ist Manuel Mahnke hier zur Führungskraft aufgestiegen: Er ist Vertreter des ständigen Vertreters des Landesbeauftragten der Freiwilligen Feuerwehr Berlins in der Direktion West. Während das Augenmerk vieler seiner Kameraden auf dem perfekten Umgang mit der Technik liegt, hat Mahnke seinen Fokus stärker auf die Menschen gerichtet, denen er am Einsatzort begegnet Patienten, Betroffene, Angehörige oder Zuschauer. „Das hängt sicher auch mit meinem beruflichen Hintergrund zusammen“, sagt er. Als Fachkrankenpfleger für Psychiatrie und Soldat am Bundeswehrkrankenhaus in Berlin arbeitet er täglich intensiv mit verschiedensten Menschen. Doch gerade mit Blick auf sein Erlebnis in der Moschee im Wedding kommt für den jungen Mann noch ein weiterer Aspekt hinzu: „Ich frage mich, ob wir die Situation dort so souverän gemeistert hätten, wenn ich nicht christlich erzogen worden wäre.“ Den Menschen als Mensch zu sehen, egal woher kommt und welcher Religion er angehört, liege in den christlichen Werten begründet, die er vermittelt bekommen habe.Der christliche Glaube habe ihn offen gemacht und zugänglich für die Menschen – bei der täglichen Arbeit als Pfleger, während der Einsätze als Soldat oder bei der Freiwilligen Feuerwehr. „Die große Welt kann ich nicht ändern, aber um das Kleine kann ich mich kümmern. Und das macht am Ende einfach sehr viel Spaß.“