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Der lange Weg zu Buddha

Wie die Sehnsucht nach dem Leuchten am Horizont einen Protestanten zum Buddhismus führte.

Von Amet Bick

Die Sehnsucht nach dem Leuchten am Horizont hat ihn sein ganzes Leben lang umgetrieben. „Im Buddhismus habe ich schließlich eine klare Beschreibung gefunden, wie ich dorthin kommen kann“, sagt Wilfried Reuter. „Einen Weg, den vor mir schon Tausende andere gegangen sind und der sich bewährt hat.“ Er sitzt auf seinem Bänkchen im „Kleinen Meditationsraum“ im Lotus Vihara Zentrum nahe dem Alexanderplatz in Berlin, dessen Leiter er ist. Der 61-Jährige hat warme, wache Augen hinter den runden Brillengläsern. Sein Kopf ist geschoren, er trägt eine rote Jacke, roten Pulli und einen gelben Schal. „Rot ist die Farbe der Liebe, Gelb die Farbe der Weisheit“, erklärt er. Die farbige Kleidung erinnere ihn ebenso wie die Kette mit dem auffälligen goldenen Anhänger, auf dem das tibetische Om-Zeichen und das Dhammarad sind, an das, was ihm wichtig sei im Leben. „So verliere ich es nicht aus dem Sinn, auch wenn die Welt anbrandet.“ Im Raum gibt es nur ein paar Stühle und Kissen, eine Buddhafigur steht auf einem kleinen Tisch. Wenn Wilfried Reuter erzählt, liegen seine Hände ruhig im Schoß.Wer bin ich? Diese Frage, die seine Yoga-Lehrerin ihm vor vielen Jahren aufgegeben hatte, wurde sein erster großer spiritueller Aufbruch ins „offene Gewahrsam“, wie er es nennt. Es ging nicht darum, wirklich eine Antwort zu finden, sondern sich selbst wahrzunehmen, sich zu öffnen für die vielen Möglichkeiten, die in einem sind. Yoga war nur eine Station auf seinem langen Weg der spirituellen Suche. Begonnen hat sie auf einem Bauernhof in Nordhessen.

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