Artikel teilen:

Der “Jahrhundert-Torwart” Sepp Maier und die Kirche

 Unter dem Titel “Ich bin doch kein Tor” veröffentlichte Sepp Maier 1980 seine Biografie bei Hoffmann und Campe in Hamburg. Darin gab der damals 36-Jährige nach dem Ende seiner Profi-Karriere infolge eines schweren Autounfalls einen Einblick in seine Herkunft und seine Karriere. Auch einige Anekdoten zum Thema Kirche sind darin zu finden. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) hat eine Auswahl zusammengestellt.

Über seine Taufe auf den Namen Josef Dieter:

“Der Name hat mich schon damals so gründlich geärgert, dass ich mitten in der feierlichen Zeremonie lauthals zu brüllen anfing. Aha, haben die Leute eingesehen, mit dem Burschen muss man behutsam umgehen. Also probierten sie es mit ‘Sepp’, sahen meine freundliche Reaktion. Und dabei ist es dann geblieben.”

Über die Sonntagspflicht:

“Für meine Eltern war ich schon eine rechte Plage. Als fromme, gottesfürchtige Leute bestanden sie darauf, dass ich regelmäßig in die Kirche ging. Wenn ich am Sonntagnachmittag nach Hause kam, fragten sie mich immer, was der Pfarrer denn angehabt habe. Das Gewand wechselte der ja ständig. Also habe ich mich vor der Kirche auf die Lauer gelegt, mir die Farbe des Kragens gemerkt – und bin abgehauen zum Fußballspielen.”

Über den Ministrantendienst:

“Später erfuhr ich von einem Schulkameraden, die als Ministranten Dienst taten, dass sie abends und vor allem sonntags immer die Glocke läuten durften. Das war eine große Sache. Sechs bis sieben Meter zum Anziehen, und wenn die große Glocke dann in Schwung kam und man sich am Zugseil festhielt, hat es einen immer hinaufgerissen, an die drei bis vier Meter in die Höhe. So einen Spaß konnte ich mir nicht entgehen lassen. Also wurde ich Ministrant.”

Konkurrenzkampf ums Glockenläuten:

“Wir waren zehn Buben, jeder wollte läuten, aber der Mesner hat immer nur zwei, am Sonntag vier von uns gebraucht. Und wenn ich da nicht dabei war – mein Gott, war ich dann sauer! Nach drei Wochen hatte ich die Nase voll und bin wieder abgesprungen.”

Vom Beichten und anstrengenden Maiandachten:

“Von da an habe ich die Kirche regelmäßig geschwänzt. Bis ich zur Beichte musste. Den Herrn Pfarrer konnte ich nicht anlügen, und um seinen Vorwürfen zu entgehen, bin ich in den Wochen vor der Beichte wieder in die Kirche gegangen. Das war ausgerechnet zur Zeit der Maiandacht. Jeden Abend in die Kirche. Ich war froh, als der Mai vorbei war und ich in meiner freien Zeit wieder Fußballspielen konnte.”

Über seinen ersten eigenen Ball als Sechsjähriger:

“Der Ball war mein Heiligtum. Jeden Abend habe ich ihn poliert, vor jedem Spiel wurde er eingefettet. Sogar ins Bett habe ich ihn mitgenommen. Ich war halt richtig verliebt.”