von Salomo Steiger und Hartmut Schulz
Kiel. "Was zählt wie viel?" – unter diesem Motto stand der Aufenthalt des Reformations-Trucks in Kiel am vergangenen Wochenende. Der 33 Tonnen schwere und 17 Meter lange Wagen war anlässlich des 500. Reformationsjubiläums von der Evangelischen Kirche in Deutschland im November auf seine Reise geschickt worden. Der Startpunkt war Genf, im Mai wird der Lkw in Wittenberg ankommen. Dann wird das Gefährt durch 19 europäische Länder gereist sein und in 68 Städten halt gemacht haben – unter anderem auf dem Kieler Rathausplatz. Dort gab es am Sonnabend ein Rahmenprogramm mit viel Musik und Poetry Slam. Im Innenraum des blauen Trucks wurde den Besuchern den ganzen Tag über auf Monitoren eine Dokumentation zur Reformation in Kiel sowie eine Straßenumfrage zur Leitfrage "Was zählt wie viel?" präsentiert.
"Manchmal wünsche ich mir das Feuer von damals"
Jürgen Schindler, Sprecher des Kirchenkreises Altholstein, war mit dem Interesse zufrieden: "Sonnabendvormittag war der Ansturm groß. Da haben wir 1000 Kekse an den Mann gebracht." Nachmittags statteten Bischof Gothart Magaard, Oberbürgermeister Ulf Kämpfer, Pastorin Anupama Hial aus Indien und Achim Schlufter im historischen Kostüm des Bürgermeisters Asmus Bremer dem Brummi einen Besuch ab. Magaard und Kämpfer versuchten, die Brücke von der Reformationszeit zu heute zu schlagen. So sprach Kämpfer den Abendmahlsstreit zwischen dem katholischen Pfarrer Wilhelm Pravest und dem Reformator Melchior Hofmann an. Der erbitterte Kampf wurde damals in der Kieler Nikolaikirche ausgetragen: "Manchmal wünsche ich mir das Feuer von damals für die heutige Zeit", sagte Kämpfer.
Wie gestaltet man sein Leben?
Auch Bischof Gothart Magaard setzte sich die Kopfhörer an einer der Audio-Stationen auf. "Letztlich geht es um die Frage, woran wir unser Herz hängen. Darum, wie wir unser Leben gestalten, unsere Gesellschaft, unser Miteinander." Der Bischof erklärte, dass diese Lebensbrüche bereits Martin Luther und seine Zeitgenossen erlebt hätten. Auch Freiwillige sind mit an Bord Synodenpräses Andreas Tietze betonte die Bedeutung der Reformation für Europa. Er warb dafür, mit Begeisterung für die Gemeinschaft einzutreten: "Es lohnt sich, mit den Menschen über Europa und die Reformation ins Gespräch zu kommen."
Abschlussgottesdienst in der St. Nikolai
Ein Team aus elf Leuten begleitet den Lkw, sammelt Reformationsgeschichten ein und verkauft Souvenirs. Für Jannis Goik aus Stein bei Kiel war das Wochenende ein Heimspiel. Seit November ist er mit dem Truck unterwegs und beantwortet im Rahmen seines Bundesfreiwilligendienstes Fragen der Besucher: "Ich wollte nach der Schule etwas Besonderes machen, was es sonst so nicht gibt", erklärte er. Bevor der Truck weiter nach Lemgo fuhr, gab es in St. Nikolai einen Gottesdienst, in dem die Partnerschaft des Kirchenkreises mit Tansania und die globale Bedeutung der Reformation im Zentrum stand.