Der DDR-Bürgerrechtler, Grünen-Politiker und erste Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik, Gerd Poppe, ist mit 84 Jahren gestorben. Der studierte Physiker starb nach Angaben der Bundesstiftung Aufarbeitung am Samstag wenige Tage nach seinem Geburtstag. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und weitere Vertreter aus Politik und Gesellschaft würdigten Poppe am Sonntag als bedeutenden Demokraten.
Steinmeier erklärte, Deutschland habe „eine wirkmächtige, mutige und beeindruckende politische Persönlichkeit und einen Vorkämpfer für Demokratie und Menschenrechte“ verloren. Gerd Poppe sei über Jahrzehnte hinweg „mit seinem aufrechten politischen Engagement und seiner klaren Haltung ein Vorbild für viele Menschen“ gewesen. Trotz massiver Repressalien seitens des SED-Regimes habe er sich in seinem Engagement in der DDR-Opposition nie einschüchtern lassen.
Die Direktorin der Bundesstiftung Aufarbeitung, Anna Kaminsky, würdigte Poppe als „Mann der klaren Prinzipien und zugleich der stillen Vermittlung“. Das Land verliere einen Menschen, der gezeigt habe, „wie lang der Weg der Aufklärung sein muss und wie lohnend er ist“, betonte sie. Die Stiftung verliere zugleich „nicht nur einen Mitgründer, sondern einen klugen, diskreten und beharrlichen Mitgestalter“.
Der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk erklärte, Poppe sei das „freiheitlichste Kämpferherz“ gewesen, das er kennengelernt habe. Deutschland habe eine „der ganz großen Persönlichkeiten des Widerstands gegen die kommunistische Diktatur“ verloren. Poppe habe in den 70er und 80er Jahren zu den wenigen DDR-Oppositionellen gehört, die keinen kirchlichen Hintergrund gehabt hätten und nicht durch die Kirche geschützt gewesen seien.
Partei- und Fraktionsspitze der Grünen würdigten ihn als „großen Bürgerrechtler und unbeirrbaren Kämpfer für Freiheit, Frieden und Menschenrechte in der DDR, in der Bundesrepublik Deutschland und weltweit“. Der Bundespräsident betonte, Poppe habe sich als erster Beauftragter der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und humanitäre Hilfe von 1998 bis 2003 auch „hohen Respekt über Parteigrenzen hinweg“ erworben. In dem Amt habe er autoritäre Staaten weltweit in den Blick genommen.
Gerd Poppe wurde am 25. März 1941 in Rostock geboren und engagierte sich bereits seit 1968 in der DDR-Opposition. 1976 protestierte er gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann. Die Akademie der Wissenschaften zog daraufhin ihre Zusage für seine Einstellung zurück und er arbeitete von 1977 bis 1984 als Maschinist in einer Schwimmhalle in Ost-Berlin, danach bis 1989 als Ingenieur für die Diakonie der evangelischen Kirche.