Artikel teilen:

Dass ich das erleben durfte

Emma ist 90 Jahre alt. Vor über 20 Jahren starb ihr Mann. Krebs. Es wurde nichts mit den gemeinsamen Reisen, auf die sie sich für die Zeit der Rente so gefreut hatten. Emma meistert ihr Leben – auch wenn das Gehen beschwerlich ist. Sie wohnt noch immer in ihrem Haus. „Ich bin froh, dass das noch geht.“ Emma ist rundum zufrieden. Auf die Frage, wie sie das schafft, dass sie nicht verbittert, schaut sie erstaunt. „Das wäre nicht richtig. Wir hatten eine gute Ehe, er musste damals nicht lange leiden. Und jetzt? Es geht mir doch gut.“
Ebenfalls verstorben ist der Mann von Marion. Die ist Anfang 70. Nach einer Zeit des Alleinseins hat sie noch einmal eine neue Liebe gefunden. Fünf glückliche Jahre, dann starb auch der geliebte Partner. Auch bei ihr überwiegt die Dankbarkeit statt Trauer und Bitterkeit: „Ich bin glücklich und dankbar, dass ich diese fünf Jahre hatte. Dass ich eine solche Liebe erleben durfte.“

Dankbarkeit. Martin Luther nannte sie die „wesentliche christliche Haltung“. In der Psychologie wurde viel über diese Haltung geforscht. Ein deutliches Ergebnis: Menschen, die dankbar sind, fühlen sich besser, sind zufriedener mit ihrem Leben und leiden weniger unter Stress. Offenbar ist Dankbarkeit eng mit der psychischen Gesundheit verknüpft.  
Unter den therapeutischen Maßnahmen sind Dankbarkeitsübungen besonders effektiv und wirksam – etwa das Schreiben eines Dankbarkeitstagebuchs, wo jeden Tag festgehalten wird, wofür man heute dankbar sein kann.
Nachvollziehbar, dass man gern mit Menschen wie Emma und Marion zusammen ist. Beide sind Christinnen. Sie sind davon überzeugt, dass es Gott ist, der sie beschenkt.