Die oder der Präses vertritt die Evangelische Kirche von Westfalen mit ihren rund zwei Millionen Mitgliedern nach außen. Mit der nun zurückgetretenen Annette Kurschus wurde im Jahr 2011 erstmals eine Frau an die Spitze der viertgrößten deutschen Landeskirche gewählt. Im Jahr 2019 wurde sie von der westfälischen Landessynode wiedergewählt und 2020 aus formalen Gründen erneut für eine weitere achtjährige Amtszeit bestätigt.
Wann die Synode, die bereits am kommenden Freitag und Samstag in Bielefeld tagt, über die Nachfolge entscheidet, ist noch offen. Stellvertreter von Präses Kurschus ist der Theologische Vizepräsident Ulf Schlüter.
Präses heißt in der Evangelischen Kirche von Westfalen der oder die leitende Geistliche. Die lateinische Amtsbezeichnung bedeutet „Vorsitzende/r“. Mit dem Präsesamt ist der Vorsitz des Kirchenparlaments, der Landessynode, verbunden, die zweimal im Jahr tagt. Zudem steht die oder der Präses an der Spitze der Kirchenleitung und des Landeskirchenamts in Bielefeld.
Vor Kurschus standen sieben Männer als Präses an der Spitze der westfälischen Landeskirche: Karl Koch (1946-1949), Ernst Wilm (1949-1968), Hans Thimme (1969-1977), Heinrich Reiß (1977-1985), Hans-Martin Linnemann (1985-1996), Manfred Sorg (1996-2004) und Alfred Buß (2004-2012).
Die Bezeichnung „Präses“ für das oberste Hirtenamt gibt es außer in Westfalen nur noch in der Evangelischen Kirche im Rheinland. In anderen Landeskirchen heißen die leitenden Geistlichen meist Bischof oder Kirchenpräsident, in Lippe lautet die Bezeichnung Landessuperintendent und in Bremen Schriftführer.