Die Anthroposophie (wörtlich etwa: „Weisheit vom Menschen“) ging aus dem Lebenswerk des Philosophen und Universalgelehrten Rudolf Steiner (1861-1925) hervor. Bekannt sind heute vor allem auf dieser Weltanschauung basierende Praxisfelder in Pädagogik, Landwirtschaft, Kunst und Medizin: Waldorfpädagogik, biologisch-dynamischer Landbau, anthroposophische Medizin in Praxen und Kliniken, Pharmaka und Kosmetika.
Die Anthroposophie gründet nach Angaben der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland auf dem Wissenschafts-, Kunst- und Sozialverständnis Steiners. Seine „Geisteswissenschaft“ versteht sich als Neuansatz einer tieferen und umfassenderen Natur- und Menschenerkenntnis. Dabei stehen seelische und von Steiner beschriebene übersinnlich-geistige Phänomene im Mittelpunkt. Die Anthroposophie wird von der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen daher als esoterische Weltanschauung bewertet.
In den vergangenen 100 Jahren entstand eine Fülle von Einrichtungen auf unterschiedlichen Lebensgebieten. Diese soziale Praxis soll einer neuen Beziehung zur Erde, zu den anderen Menschen und sich selbst den Weg bereiten. Im nationalsozialistischen Deutschland wurde die Anthroposophische Gesellschaft verboten. Nach 1945 erlebte die Anthroposophie hingegen einen bemerkenswerten Aufschwung. Zentrum der Bewegung ist das architekturgeschichtlich bedeutende „Goetheanum“ in Dornach bei Basel, das auf Entwürfe von Steiner zurückgeht.
Der Anthroposophie und der anthroposophischen Bewegung wird bisweilen Rassismus und Antisemitismus vorgeworfen. Die Anthroposophische Gesellschaft wies diese pauschalen Vorwürfe zurück. Die Anthroposophie sei eine Bewegung, die weltweit in allen Kontinenten arbeite und unabhängig von Nationalität sowie ethnischer Zugehörigkeit oder Geschlecht eine allgemeinmenschliche und soziale Ausrichtung praktiziere.