Vor drei Jahren übernahmen die radikal-islamischen Taliban wieder die Macht in Afghanistan. Seit dem 15. August 2021 kontrollieren sie das Land. Ausländische Staaten, die 20 Jahre am Hindukusch engagiert waren, wurden damals von der schnellen Eroberung Kabuls überrascht. Sie mussten ihre Staatsangehörigen und andere Verbündete in einer zehntägigen militärischen Evakuierungsoperation aus dem Land holen.
Zwar endete mit der Machtübernahme der Taliban ein langjähriger Krieg, doch die humanitäre Lage verschärfte sich weiter. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind fast 23,7 Millionen Menschen auf Hilfe angewiesen, mehr als die Hälfte der Bevölkerung (rund 44,5 Millionen). Trotz einer leichten wirtschaftlichen Stabilisierung im vergangenen Jahr leben viele Afghaninnen und Afghanen, insbesondere Frauen, in Armut. Frauen und Mädchen sind aus weiten Teilen des öffentlichen Lebens verbannt. Die weiterführenden Schulen für Mädchen sind größtenteils geschlossen.
Die Taliban haben zwischen 1996 und 2001 schon einmal Afghanistan weitgehend beherrscht. Auch damals verbannten sie Frauen aus der Öffentlichkeit. Weil sie Al-Kaida-Führer Osama bin Laden Zuflucht boten, dem Drahtzieher der Terroranschläge vom 11. September 2001 in den USA, bombardierte das US-Militär das Land. Innerhalb weniger Monate wurde das Taliban-Regime von einer internationalen Militärkoalition gestürzt.