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Das Erste zeigt Doku über Udo Jürgens – kurz vor Weihnachten

Zum zehnten Todestag beleuchtet ein Dokumentarfilm den Werdegang des weltweit erfolgreichen Musikers Udo Jürgens. Das Porträt zeigt unveröffentlichtes Bild- und Tonmaterial.

Mit seiner Musik hat Udo Jürgens die Welt erobert. In seinem fünften Lebensjahr fing er mit Mundharmonika, Akkordeon und Klavier an. In sieben Jahrzehnten hat der gebürtige Österreicher mehr als 1.000 Lieder komponiert und rund 100 Millionen Tonträger unter die Menschen gebracht. Zu seinem zehnten Todestag (21. Dezember) und in Würdigung seines 90. Geburtstags (30. September) widmet das Erste dem Superstar am 23. Dezember einen Fernsehabend: zunächst über zwei Stunden mit der im Münchner “Circus Crone” aufgezeichneten TV-Gala “Udo Jürgens Forever” (ab 20.15 Uhr). Im Anschluss beleuchtet der einstündige Dokumentarfilm “Udo!” den Sänger in einem besonderen Film-Porträt.

Die vom Bayerischen Rundfunk (BR) produzierte ARD-Dokumentation “Udo!” ist eine filmische Spurensuche zu Udo Jürgens – geboren in Kärnten als Jürgen Udo Bockelmann – und seinem langen Weg zu sich selbst. Für Sebastian Dehnhardt und David Kunac ist es die erste Zusammenarbeit, beide sind zuständig für Buch und Regie. Mit einem Dachboden-Fund von Postkarten, Briefen, Audio-Tapes und Privatfilmen fängt der Film an. Selbst die Familie des Künstlers bekommt einiges erstmals zu sehen, und die Kamera fängt deren Reaktion ein.

Offen erzählen Udo Jürgens’ Kinder Jenny (57) und John (60), Bruder und Maler Manfred Bockelmann (81) und engste Freunde von der atemberaubenden Karriere des Künstlers. Zur Sprache kommen aber auch Rastlosigkeit und Schattenseiten des Jahrhundertmusikers. Erstmals äußert sich Udos erste Ehefrau und Mutter von Jenny und John, Erika Meier, genannt Panja, vor einer Filmkamera.

Seiner Liebe Ausdruck zu verleihen, das sei Udo Jürgens am besten mit Musik gelungen, heißt es im Film. Apropos Liebe, auch seine nicht ehelichen Kinder sind Thema. Über Tochter Sonja sagt Panja, dass es ihr “völlig schleierhaft sei”, wie ihr Mann es geschafft hat, “über fast zehn Jahre deren Existenz zu verschweigen”. John wundert sich, dass sich sein Vater für diese “Beichte” ausgerechnet Udos 50. Geburtstag ausgesucht hatte, Jenny spricht von “massiven Auswirkungen auf die ganze Familie”. Wie aus ewiger Bruderliebe sagt Manfred Bockelmann: “Der Udo ist ein Autist gewesen, der selber in sich gefangen war. So richtig ran konnte keiner an ihn.” Später machte auch die uneheliche Tochter Gloria Schlagzeilen.

Die Verbindung zum Inner Circle war laut Filmproduzent Kunac der Schlüssel zum tiefgründigen Psychogramm des Musikers, der sein Leben der Bühne und dem Applaus verschrieben hat – bis in den Tod. “Ohne die Offenheit und das Vertrauen der Familie, wäre der Film nicht möglich gewesen”, sagt Kunac. “Ich habe nicht gewusst, wie vielseitig Udo Jürgens war”, erklärt Co-Autor Dehnhardt. Kunac und er seien “mit viel Respekt an diese Arbeit herangegangen”. Trotz des Vertrauens und der Offenheit der Familie hätte diese kein Mitspracherecht an dem Film gehabt, betonen die beiden Filmemacher im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Wie ein gelungener filmischer Schlussakkord bietet die kurzweilige Dokumentation nicht nur für Fans viele interessante Einblicke in das unstete Künstlerleben. Sie würdigt auch das grandiose musikalische Erbe. Dazu zählen bis heute unvergessene Hits wie “Griechischer Wein”, der politische Song “Lieb Vaterland” und die Ballade “Mein Bruder ist ein Maler”, der seinem Bruder Manfred gewidmet ist.

Der Film hat für David Kunac “viele Botschaften und sicher für jeden einzelnen Zuschauer besonders berührende Momente und Aussagen”. Sebastian Dehnhardt ist überzeugt: “Dieser Film wird für jeden etwas anderes bedeuten.” Wichtig war beiden Filmemachern, einen authentischen und neuen Blick auf Udo Jürgens zu werfen.

Wie das Leben und Schaffen von Udo Jürgens endet auch die Doku – auf seinem (letzten) Höhepunkt. Manfred Bockelmann war bei dem letzten Konzert im Dezember 2014 in Zürich. In der Künstlergarderobe sagte er seinem Bruder – damals wie heute unter Tränen – den Schlusssatz des Films: “Udo, so gut warst du noch nie.”