Hamburg. Mit 750.000 verkauften Martin-Luther-Figuren landete die Firma Playmobil den größten Einzel-Verkaufserfolg der Unternehmens – doch für Luthers Ehefrau "Katharina von Bora" hat die Firma keine Produktionskapazitäten. "Bis auf Weiteres können wir keine externen Aufträge für Sonderproduktionen entgegennehmen", beantwortete die Playmobil-Pressestelle eine entsprechende Anfrage aus Hamburg. Der Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein will sogar die Produktionskosten von "Katharina von Bora" finanzieren. "Wir würden die Risiko-Finanzierung für 25.000 Figuren übernehmen", sagte Propst Karl-Heinrich Melzer dem epd auf Anfrage: "Das Angebot steht."
"Martin Luther" war im Februar 2015 eine Auftragsproduktion der Nürnberger Tourismuszentrale. Damals dauerte es ganze 72 Stunden, bis die erste Auflage von 34.000 Figuren vergriffen war. "Playmobil" im fränkischen Zirndorf reagierte schnell und ließ allein bis April 2015 weitere 50.000 Mini-Luther nachproduzieren. Seitdem wurde regelmäßig nachgeordert – große Bestellungen gingen an evangelische Landeskirchen und Verlage. Die 7,5 Zentimeter große Figur in Mönchskutte mit Bibel und Feder avancierte zum Werbebotschafter für das Reformationsjubiläum und wurde zum Hit in den Souvenirläden an den historischen Stätten.
Bierkrug für Katharina von Bora
Das weckte schon bald Begehrlichkeiten. Eine Facebook-Initiative forderte "Luther braucht die Wartburg". Denkbar wäre ein Ergänzungsset "Junker Jörg", mit Teilen der Burg und weiteren Weggenossen, einschließlich "Katharina von Bora", hieß es. Die Firma reagierte schon damals eher verhalten: Eigens angefertigte Figuren liefen der Kreativitätsidee von Playmobil entgegen, argumentierte Firmensprecherin Anna Ermann. Zeitgenossen Luthers könne sich jeder "mit den vorhandenen Bausätzen fantasievoll und kreativ" selbst herstellen.
"Katharina von Bora ist nicht nur einfach eine Weggefährtin, sondern Luthers Ehefrau", sagte Propst Melzer jetzt dem epd: "Martin Luther darf nicht alleine bleiben." Sogar Gestaltungsvorschläge gibt es schon – sie sollte ein langes Kleid tragen und einen Schlüsselbund samt Bierkrug halten. Ein Bierfässchen als Beigabe wäre ebenfalls denkbar. "Das Verwaltungszentrum unseres Kirchenzentrums in Pinneberg heißt Katharina-von-Bora-Haus", begründet der Propst sein besonderes Engagement. Mögliche Gewinne aus dem Verkauf der Figur würden dem evangelischen Frauenhaus in Norderstedt zugute kommen.
Kirchenkreis hofft weiter
Doch Playmobil hat sich bis jetzt nicht überzeugen lassen. "Wir haben uns sehr über den Erfolg der Martin-Luther-Figur gefreut", erklärt Firmensprecher Björn Seeger. Vielerorts sei es auf diese Weise gelungen, "eine Brücke vom Klassenzimmer ins Kinderzimmer zu schlagen". Doch derzeit sei "keine weitere Figur in diesem Kontext geplant". Überdies sei bis zur Umsetzung das Lutherjahr fast vorbei, weil in der Regel "immer eine längere Vorlaufzeit erforderlich" ist.
Propst Melzer hofft noch darauf, dass sich die Firma umstimmen lässt. Auch nach dem Lutherjahr und den Feierlichkeiten zur Reformation bleibe "Katharina von Bora" als Figur attraktiv – zumal sich am 20. Dezember ihr 465. Todestag feiern lässt. Und viele, die einen Mini-Luther bei sich zu Hause haben, würden ihm "gewiss gern seine Käthe zugesellen", sagte er. (epd)