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Darum bleibt am Sonntag der Laden zu

Geht es nach der Kirche, so bleiben am Sonntag die Geschäfte geschlossen. Denn auch Gott machte mal eine Pause, so steht es in der Bibel.

Die Aktionsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen in der katholischen Kirche, Katholische Arbeitnehmerbewegung und der Allianz für den freien Sonntag demonstrieren während des Katholikentags 2014 mit Liegestühlen für einen arbeitsfreien Sonntag
Die Aktionsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen in der katholischen Kirche, Katholische Arbeitnehmerbewegung und der Allianz für den freien Sonntag demonstrieren während des Katholikentags 2014 mit Liegestühlen für einen arbeitsfreien Sonntagepd-bild/Hanno Gutmann

Pausen tun gut. Darin sind sich Kirchen und Gewerkschaften einig. Der freie Sonntag steht deswegen sogar im Grundgesetz, unter Artikel 140.

Schon in der Weimarer Republik setzten sich Arbeiterbewegung und die Kirchen dafür ein, dass der Sonntag zum Ruhetag erklärt wurde: Ein Tag, der der „Herstellung der öffentlichen Ruhe zum Zwecke der Erholung und der seelischen Erhebung“ dienen sollte.

“Ohne Sonntag gibt’s nur noch Werktage”

Ein freier Tag könnte auch zum Einkaufen genutzt werden. Das kurbelt schließlich die Wirtschaft an. So sieht es der Handelsverband Deutschland – und fordert jetzt die Liberalisierung der Öffnungszeiten. Und der Vorschlag ist nicht neu. Er kam beispielsweise 2021 während der Corona-Pandemie auf, um den Einzelhandel wieder zu stärken. Schließlich mussten während der Lockdowns Ladentüren geschlossen bleiben. Die Diskussion wurde übrigens genau 1.700 Jahre später geführt, nachdem Kaiser Konstantin im Römischen Reich den Sonntag zum Feiertag erklärt hatte: nämlich im Jahr 321.

„Ohne Sonntag gibt’s nur noch Werktage“ hieß 1999 eine Kampagne der Evangelischen Kirchen in Deutschland (EKD). Auf Plakaten, Aufklebern, Anzeigen und in Kinospots erinnerten sie an den Wert eines freien Tages. Die Kirchen argumentieren, dass der Sonntag eine soziale und kulturelle Errungenschaft für alle Menschen ist. Körper und Seele können sich erholen. Weil viele gleichzeitig frei haben, gelingt das leichter.

Der Ruhetag ist eine biblische Idee

Der Ruhetag ist in der jüdisch-christlichen Tradition fest verankert. Die Geschichte von der Entstehung der Welt, gleich zu Beginn der Bibel und der Thora, endet mit einer großen Pause. Nachdem Gott alles gemacht hatte – Licht, Land, Meere, Himmel, Tiere, Pflanzen und Menschen – ruhte er am siebten Tag.

Auch Jüdinnen und Juden haben darum einen Feiertag, den Schabbat. Nach ihrem Kalender ist der Samstag der siebte Tag der Woche – der bereits am Freitagabend beginnt. Nicht nur Gott, der eine Pause brauchte, ist dafür Vorbild. Erinnert wird auch an die Tausende Jahr alte Geschichte über die Israeliten, die als Sklavinnen und Sklaven in Ägypten schufteten. Täglich, ohne Ruhetag.

Ladenöffnung: Sonderregelungen in den Bundesländern

Wenn heute in Deutschland sonntags Geschäfte öffnen, nutzen sie Sonderregelungen ihres Bundeslandes. Darüber hinaus gibt es Bäderregelungen, die den Einzelhandel in Tourismusregionen an Nord- und Ostsee stärken sollen. In Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein sind deswegen am Sonntag einige Geschäfte an der Küste geöffnet.