Kinder aus sozial schwächeren, ärmeren Familien erhalten deutlich öfter die Diagnose Fettleibigkeit als Gleichaltrige aus sozial und wirtschaftlich besser gestellten Schichten. Jungen und Mädchen aus prekären Lebensverhältnissen seien im Schnitt rund 36 Prozent häufiger wegen Adipositas in Behandlung, wie die Krankenkasse DAK-Gesundheit am Freitag in Hamburg unter Verweis auf ihren Kinder- und Jugendreport mitteilte.
2023 wurden demnach bundesweit hochgerechnet rund 470.000 Mädchen und Jungen mit einer Adipositas-Diagnose in Arztpraxen und Krankenhäusern versorgt. Das entspreche 4,6 Prozent aller Kinder im Alter von 5 bis 17 Jahren. Aus sozioökonomisch schwächeren Familien seien 5,5 Prozent der Kinder mit der Diagnose Adipositas in Behandlung gewesen, bei Kindern aus höheren Schichten nur 4 Prozent.
Bei Mädchen ist der Trend stärker ausgeprägt: 5,7 Prozent der sozialökonomisch schwächer gestellten Mädchen leiden dem Report zufolge an Adipositas, bei sozial und wirtschaftlich besser gestellten Mädchen sind es 3,8 Prozent.
„Die hohe Zahl von Kindern und Jugendlichen, die mit Adipositas in Behandlung sind, gibt uns Anlass zur Sorge“, sagte DAK-Vorstandschef Andreas Storm. „Der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Adipositas ist bedenklich.“ Storm forderte „passgenaue Präventionsangebote in unseren Schulen, die Gesundheitskompetenz und Ernährungsbewusstsein vermitteln“. Zudem sollte über eine Herstellerabgabe auf stark zuckerhaltige Getränke nachgedacht werden, forderte der Krankenkassenchef.
Zu den häufigen körperlichen Beschwerden von Adipositas-Patientinnen und -Patienten gehören laut DAK mangelnde Ausdauer und schnelle Ermüdung bei Belastung, meist verbunden mit starkem Schwitzen. Adipöse Menschen litten zudem häufiger unter chronischen Rückenschmerzen. Gelenke wie Hüften, Knie und Füße seien überlastet. Bewegungsabläufe seien dadurch unangenehm bis schmerzhaft. Hinzu komme ein deutlich erhöhtes Risiko für chronische Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herzinfarkt, Typ-2-Diabetes, Schlafapnoe, Arthritis und Depressionen.