Der dänische Bischof Henrik Stubkjaer (61) ist neuer Präsident des Lutherischen Weltbunds (LWB). Die in Krakau tagende Vollversammlung des weltweiten Dachverbands der Lutheraner wählte ihn am Samstagabend mit 274 von 319 abgegebenen Stimmen zum Nachfolger des Nigerianers Panti Filibus Musa, dessen Amtszeit turnusgemäß endete. Dem Lutherischen Weltbund gehören 150 Mitgliedskirchen mit insgesamt 77 Millionen Christen an.
Stubkjaer steht seit 2014 an der Spitze der 430.000 Gemeindeglieder zählenden Diözese Viborg in Mitteljütland. In seiner Vorstellungsrede am Freitag hatte er die Bedeutung des Dienstes zugunsten Hilfebedürftiger (Diakonie) für die weltweiten Lutheraner betont.
Im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) gleich nach seiner Wahl forderte der neue LWB-Präsident dazu auf, gegen alle Formen von Extremismus vorzugehen. Das gelte umso mehr, als in fast allen europäischen Staaten rechtsextreme Parteien an Boden gewinnen. “Für mich hängen Politik und Religion immer zusammen”, betonte Stubkjaer. Kirche müsse immer auf dem Weg in die Gesellschaft sein; “und wenn wir als Kirchen sehen, dass die Menschenwürde mit Füßen getreten wird, müssen wir dagegen aufstehen”.
Vor der Übernahme seines Bischofsamtes leitete Stubkjaer die Diakoniehochschule Aarhus. Von 2005 bis 2014 war er Generalsekretär der dänischen Hilfsorganisation DanChurchAid und Vorstandsmitglied der Act Alliance; diesem internationalen Zusammenschluss von Hilfswerken gehört auch die deutsche evangelische Organisation Brot für die Welt an. Stubkjaer machte neben seinem Theologiestudium auch einen Abschluss in NGO-Management an der Copenhagen Business School. Er ist verheiratet und hat vier erwachsene Kinder.
Der Vorsitzende des deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbunds, der frühere Württembergische Landesbischof Frank Otfried July, würdigte Stubkjaer als “klugen Theologen, engagierten Diakoniker und überzeugten Ökumeniker”. Mit seiner Biografie und seinem Engagement betone er “die für den LWB so wichtige Einheit von theologischer und humanitärer Arbeit”.
Die Delegierten wählten zudem die 48 Mitglieder für den Rat des Lutherischen Weltbunds. Aus Deutschland gehören dem Leitungsgremium künftig die Landesbischöfin der Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt, der bayerische Oberkirchenrat Michael Martin, der Hannoversche Oberkirchenrat Dirk Stelter, die sächsische Synodalpräsidentin Bettina Westfeld sowie die Jugenddelegierten Tim Götz und Charlotte Horn an.