Die US-Regierung zieht gegen die Elite-Uni alle Register. Ausländische Studierende sollen ausgeschlossen werden. Ein Experte des Deutschen Akademischen Austauschdienstes schildert die möglichen Auswirkungen.
Beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) sieht man den von der US-Regierung verfügten Ausschluss ausländischer Studierender von der Eliteuniversität Harvard äußerst kritisch. “Die Betroffenen sind nachvollziehbar sehr beunruhigt und verunsichert”, sagte der Leiter des DAAD-Bereichs Wissen und Netzwerk, Benedikt Brisch, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Freitag in Bonn. Die vom US-Heimatschutzministerium ausgesprochene Maßnahme treffe die Falschen und untergrabe den freien wissenschaftlichen Austausch – “das, was die USA immer ausgemacht hat”. Brisch rechnet aber auch mit juristischen Widerstand durch die Uni und einer Protestwelle der Studierenden. “Wir müssen die Entwicklung noch abwarten.”
Das Department of Homeland Security unter US-Präsident Donald Trump rechtfertigt den Ausschluss ausländischer Studierender mit Gründen der inneren Sicherheit. Er diene dem Schutz jüdischer Eingeschriebener vor gewalttätigen Protesten gegen Israels Gaza-Krieg und verhindere den Einfluss der Kommunistischen Partei Chinas, hieß es unter anderem. Brisch sieht darin eine neue Qualität im Konflikt zwischen der Trump-Regierung und der Harvard University. “Diese Eskalation hat eine neue Qualität in der Beeinträchtigung der Wissenschaftsfreiheit, da junge Studierende betroffen sind, auf deren Studienvorhaben und Lebensplanungen das jetzt massive Auswirkungen hat.”
Im Fall des DAAD sind Brisch zufolge derzeit 31 Studierende mit Stipendium direkt betroffen. Etwa ebenso viele ehemals von dem Austauschdienst geförderte “DAAD-Alumni” studierten weiterhin in Harvard. Insgesamt beträgt die Zahl ausländischer Studenten an der Eliteuniversität nahe Boston laut Einschreiberegister rund 6.800.
“Sollte die Anordnung Bestand haben, müssten sich die Betroffenen eine neue Uni suchen”, so Brisch. Da ein DAAD-Stipendium in der Regel nicht alle Kosten in den USA abdecken kann, hätten die Studierenden oft erhebliche eigene Mittel in den Studienaufenthalt investiert. Der Umzug an eine neue US-Uni wäre für sie mit weiteren Kosten verbunden.
Die Maßnahme des US-Heimatschutzministeriums hätte laut Brisch auch unmittelbare Auswirkungen auf den wissenschaftlichen Austausch zwischen Deutschland und den USA. So finde in Harvard jedes Jahr die von den Studierenden ausgerichtete German American Conference statt, bei der seit 2008 Themen wie KI, Biowissenschaft oder Geopolitik im Mittelpunkt standen. In diesem Jahr ist sie vom 14. bis 16. November geplant. Dabei soll es um die Zukunft der transatlantischen Beziehungen gehen.