Artikel teilen:

Crossmedial unterwegs und immer ohne „man“

Print, online, Radio und Video – alles dabei. Ihre Erlebnisse und Erfahrungen schildert Carla Maren Siebel (19), Teilnehmerin des „News4U“-Jahrgangs 2016

Im Dezember 2015 saß ich vor dem „News4U“-Komitee, bestehend aus neun fremden Menschen. Ich habe versucht, alles über mich zu erzählen, mein Interesse am Journalismus richtig auszudrücken, und gehofft, eine von zwölf Jugendlichen zu sein, die die Chance bekommen, bei News4U teilzunehmen.
Das Journalistentraining ist ein Projekt der Evangelischen Kirche im Rheinland und der Evangelischen Kirche von Westfalen. Und es hat geklappt. Also durfte ich Ende Januar 2016 nach Düsseldorf ins FFFZ (Film Funk und Fernseh Zentrum) anreisen. Bei unserer Eröffnungsfeier wurden wir von ehemaligen Teilnehmern und unseren zukünftigen Dozenten begrüßt. Am nächsten Tag starteten wir dann mit dem Interviewtraining. Wir interviewten uns und lernten uns kennen. Gleichzeitig lernten wir den richtigen Umgang mit der Film-Kamera. Nach diesem Wochenende waren wir schon eine kleine Familie.
Im Februar hat Nils Hille uns beigebracht, wie wir uns crossmedial, also in Print- und Onlinemedien, am besten ausdrücken. Das Wochenende mit dem Geschäftsführer der Deutschen Akademie für Public Relations (DAPR) in Düsseldorf ist eins meiner Favoriten aus der Zeit. Da das Schreiben schon immer eine meiner Stärken war, habe ich von diesem Wochenende besonders viel gelernt.
An eine Regel erinnere ich mich immer sobald ich einen Text schreibe: „Verwende niemals ,man‘ in einem Artikel.“ Es soll nichts Ausdrucksloseres geben, als dieses Wort. Das war einer der Insider-Tipps, die wir regelmäßig von unseren Dozenten bekommen haben. Und ich kann bezeugen, dass sie alle definitiv hilfreich sind!

Beiträge für eine Stunde Sendung erarbeitet

Mit der Fotografie hatten die wenigsten von uns bis dato seriöse Erfahrungen gemacht. So konnten wir uns an einem schönen Frühlingstag im März erst mal ausprobieren und zeigen was wir konnten. Wir haben uns gegenseitig in der Sonne am Rheinufer von Köln fotografiert, wobei wunderbare Fotos entstanden sind. Aber besonders bei dem Fotografie-Workshop kamen wir nicht um die Theorie bezüglich ISO-Zahl und Belichtungszeit herum.
Die Radio-Werkstatt fand Anfang Mai auch in Köln statt. An diesem Wochenende produzierten wir in zweier Teams eigene Beiträge, um hinterher eine Stunde Sendung zu füllen. Wir wohnten zentral in der Südstadt. Also perfekt für eine kreative Themenfindung.
Milena Mengel und ich thematisierten das kommende Reformationsjubiläum 2017. Wir beide hatten schon Erfahrungen im Bürgerfunk gesammelt und interviewten Pfarrerin Anna Quaas von der Kölner evangelischen Kartäuserkirche zu ihren Gedanken zur Reformation. Am Samstagabend saßen alle gemeinsam an ihren Beiträgen und arbeiteten bis spät in die Nacht, sodass wir am Sonntag die Sendung pünktlich aufnehmen konnten.
Im Juni führte uns unsere bisher weiteste Reise nach Siegburg zum Video-Workshop. Ausgerüstet mit guten und vor allem teuren Kameras, drehten wir dort insgesamt drei Beiträge. Es ging um einen gehörlosen Jugendlichen und wie er sein Leben meistert, einen Cheerleader-Wettbewerb und die Kultur der Trinkhallen. Zusätzlich bekamen wir noch eine Einführung in das Sprechtraining von einer professionellen Synchronsprecherin.
Das Produktionstraining unseres Jahrgangs fand in Schwerte im Haus Villigst statt. Wir zwölf bildeten das Presseteam rund um den Kindergipfel 2016, zu dem Kindergruppen aus ganz Westfalen anreisten. Das Rahmenprogramm befasste sich mit dem Thema Nachhaltigkeit. Jeweils vier von uns bildeten eine Redaktion, entweder im Print- und Online-, Video- oder Radio-Bereich. Wir konnten das Gelernte eigenständig anwenden und tolle Werke kreieren. Unsere Dozenten unterstützten uns tatkräftig, aber hielten sich relativ im Hintergrund und beeinflussten uns nicht. Es war aber gut zu wissen, immer noch jemanden im Rücken zu haben, der noch mal ein Auge auf den Text geworfen hat.

Zweiwöchiges Praktikum im Herbst

Ich gehörte zu der Print- und Online-Redaktion, aus deren Feder elf Artikel entstanden sind. Aber auch die anderen beiden Redaktionen haben ganze Arbeit geleistet und Herzblut investiert. Auf der Homepage des Kindergipfels (www.kindergipfel.info) sind alle elf Artikel und alle weiteren Beiträge veröffentlicht worden.
Kurz nach dem Produktionstraining lag auch schon der nächste große Part des Projektes vor uns. Jeder von uns zwölf Teilnehmern hat im Zuge von News4U ein zweiwöchiges Praktikum im Herbst 2016 absolviert. Wir bekamen, dank der Projektleitung Jutta Hölscher (in der rheinischen Kirche als Referentin für die Medienbildungsfortbildung zuständig) und Katrin Winter (Referentin im Amt für Jugendarbeit der rheinischen Kirche und „News4U“-Mitinitiatorin), die Chance, großen Redaktionen wie 1live oder RTL zeitweise zuzugehören.
Mich zog es nach Köln zu RTL in das Team des Mittagsmagazins „Punkt 12“. In den zwei Wochen habe ich den Alltag eines Journalisten hautnah erlebt, aber auch sehr viel gelernt. Ich durfte viele Beiträge erarbeiten.
Ende November war dann unser letztes offizielles Zusammenkommen. Wir feierten gemeinsam mit unseren Dozenten und der News4U-Familie das erfolgreiche Projekt und stellten unsere besten Werke vor. In unserer Abschluss-Präsentation durften unsere inoffiziellen Werke aber nicht fehlen. Denn auch wenn wir fast jedes Wochenende sehr lange gearbeitet haben und wir alle jedes Mal viel Schlaf nachzuholen hatten, haben wir es geschafft, noch mehr Kreativität zu finden und zu investieren. Es entstanden schöne Fotos und witzige Videos, die uns alle an die Zeit erinnern lassen, in der wir viel gelernt haben und über uns hinausgewachsen sind. Wir haben schnell gelernt, an einem Strang zu ziehen und Kritik nicht persönlich zu nehmen. Ich denke, wir sind alle auch ein bisschen erwachsener geworden.
Zwei Jahre später saß ich nun selber in dem Komitee, vor dem auch ich mich beweisen musste und habe die potenziellen Neuen unter die Lupe genommen. Ich wünsche ihnen, dass sie die Zeit genauso genießen werden, wie ich es getan habe.