Anfang letzten Jahres erlangte Correctiv mit “Geheimplan gegen Deutschland” Berühmtheit weit über die Medienbranche hinaus. Doch schon seit über zehn Jahren versucht das Medienhaus andere journalistische Wege zu gehen.
Correctiv-Chefredakteur Justus von Daniels sieht die Herausforderung für Journalisten darin, für unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen zu arbeiten. Als Medium habe man mehr als eine Community, sagte Daniels am Dienstag bei der Digitalkonferenz Republica in Berlin. Ziel des gemeinnützigen Medienhauses sei es, verschiedene Gemeinschaften anzusprechen und mit einzubeziehen.
Dabei müssten Journalisten erkennen, dass sich ihre Rolle in der Gesellschaft seit mindestens zehn Jahren stark verändert habe: “Es gibt die Funktion von Journalismus als Gatekeeper nicht mehr.” Denn: “Wir sind als Menschen alle zu Sendern geworden.” Das erhöhe die Gefahr von Falschmeldungen und könne damit auch das Misstrauen journalistischen Medien gegenüber verstärken.
Correctiv versuche dem mit “radikalem Interesse an den anderen” entgegenzuwirken, indem das Wissen und die Erfahrung der Menschen genutzt würden. Daniels spricht von einer “recherchierenden Gemeinschaft”.
Die Chefredakteurin der Abteilung Faktencheck bei Correctiv, Sophie Timmermann, sieht auch in Faktenchecks ein Mittel zu mehr Vertrauen in die Medien. Dabei würden Nutzer aktiv miteinbezogen, etwa durch einen Whatsapp-Chatbot, dem Verdachtsfälle von Falschinformationen gemeldet werden können. Einen Schritt weiter gehe das geschaffene Faktenforum des Hauses: Hier werde die Community aktiv in die Recherche mit einbezogen. Damit könne man “Vertrauen schaffen in diesen journalistischen Prozess und damit langfristig in unsere Arbeit”, so Timmermann.
Correctiv ist ein gemeinnütziges Recherche-Netzwerk mit Hauptsitz in Essen und Berlin, das immer wieder auch mit anderen Medien zusammenarbeitet. Die Finanzierung erfolgt hauptsächlich über Spenden und Unterstützung durch Stiftungen.