Den vor 60 Jahren gegründeten Bundesverband Contergan-Geschädigter sieht Vorstandsmitglied Margit Hudelmaier als ein Modell für kirchliche Missbrauchsopfer. “Ich finde es ganz wichtig, dass sie sich auch bundesweit zusammenschließen”, sagte sie im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Köln. “Nur gemeinsam können sie für ihre Entschädigungen und ihre anderen Anliegen erfolgreich kämpfen und sich Gehör verschaffen.”
Der Contergan-Skandal hatte die Nachkriegszeit erschüttert. 1957 brachte die Firma Grünenthal das Schlafmittel auf den Markt. Schwangere hatten nach Einnahme des Medikamentes Kinder tot oder zum Beispiel mit fehlenden oder verkürzten Armen und Beinen zur Welt gebracht. Betroffene Eltern schlossen sich zusammen und gründeten den Bundesverband Contergan-Geschädigter, der am Sonntag sein 60-jähriges Bestehen feiert.
“Die Eltern haben schnell erkannt, dass sie gegen den Pharma-Riesen Grünenthal nur dann eine Chance haben, wenn sie sich zusammenschließen”, sagte Hudelmaier. Als “Pioniere der Selbsthilfearbeit” hätten sie dafür gekämpft, “dass wir als Behinderte Teil der Gesellschaft sind – und sind damit zum Motor der Inklusionsidee geworden”.
Als statt der Eltern die Contergan-Geschädigten selbst die Verantwortung im Verband übernommen hätten, habe dieser sich erfolgreich dafür eingesetzt, dass Grünenthal 100 Millionen D-Mark als Grundstock in die Contergan-Stiftung einzahlte. Zudem habe der Verband dafür gekämpft, dass die heute fast nur aus Steuergeldern finanzierte Conterganstiftung den Betroffenen auskömmliche Renten und weitere Hilfen zukommen lasse.
“Und kämpfen heißt auch, ganz viele Rückschläge zu ertragen”, sagte Hudelmeier auch mit Blick auf Missbrauchsbetroffene in der Kirche. “Das gelingt aber viel besser, wenn Du ganz viele Leute um Dich hast”, so das Vorstandsmitglied. “Man hat uns immer wieder als Experten in der eigenen Sache angefragt.”