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Christliches Hospiz wird eröffnet

Mit der Eröffnung sind Clarita Loeck und ihre Mitstreiter vom Hospizverein am Ziel. Etwa drei Millionen Euro Spenden hat der Hospizverein eingesammelt – mit kreativen Aktionen.

Clarita Loeck vor dem Anbau des Hospizes
Clarita Loeck vor dem Anbau des HospizesTimo Teggatz

Hamburg.Es ist ein einziges Durcheinander: Im ganzen Haus stehen Werkzeuge herum, Leitungen werden angeschlossen, Wände gestrichen und Fußböden verlegt. Zahlreiche Handwerker laufen durch das Gebäude und legen Hand an. Richtig fertig sieht noch kein Raum aus, aber das wird sich bald ändern. Am Dienstag, 11. Juli, soll das Emmaus-Hospiz in Blankenese eröffnet werden – mehr als ein Jahrzehnt nachdem die Idee für ein Sterbehaus in dem Hamburger Stadtteil entstand.
Clarita Loeck schaut den Arbeitern mit einer hochgezogenen Augenbraue zu. „Ein wenig nervös“ sei sie schon, gibt sie zu. Aber die zuständigen Bauarbeiter würden ihr immer wieder versichern, dass der Zeitplan kein Problem sei. „Und sie kennen sich schließlich am besten damit aus.“

Bischöfin kommt zur Eröffnung

Doch bei der Theologin aus Blankenese überwiegt ohnehin nicht die Nervosität, sondern ein anderes Gefühl: „Ich bin voller Vorfreude, dass es endlich losgeht“, sagt sie. 500 Einladungen hätte sie für die Veranstaltung verschickt, mit bis zu 300 Besuchern rechnet sie. Zugesagt hat bereits Bischöfin Kirsten Fehrs, die ein Grußwort sprechen wird. Auch der Theologe Fulbert Steffensky, der das Emmaus-Hospiz unterstützt, will das Wort ergreifen. Zu Gast sind auch einige Prominente, die das Hospiz bislang mit gefördert haben. Liedermacher Rolf Zuckowski kommt ebenso wie NDR-Intendant Lutz Marmor.
Der wichtigste Förderer des Hospizes ist allerdings nicht namentlich bekannt: Ein anonymer Mäzen aus Blankenese half bei der langen Suche nach dem richtigen Standort. Schließlich fand die Initiative ihn in der Godeffroystraße, in Sichtweite der Kirche am Markt und nur ein paar Schritte bis zur S-Bahn-Station. Der Mäzen kaufte ein Ärztehaus, aus dessen Erdgeschoss ein Radiologe ausgezogen war. Im ersten Stock bleibt eine internistische Gemeinschaftspraxis, zu der ein Palliativmediziner gehört, der das Hospiz unterstützen soll.
Seit etwa zwei Jahren wird das Erdgeschoss umgebaut: Dort entstehen noch Büros für den Hospizleiter und seine zwölf Mitarbeiter, ein Aufenthaltsraum, ein Raum der Stille und eine Küche. Zum Garten ist ein Anbau hochgezogen worden, der Betten für zehn Patienten beherbergt. Von dort blicken sie in den Garten und auf die Kirche.

Regelmäßige Andachten

Überhaupt ist Clarita Loeck der christliche Aspekt des Hospizes sehr wichtig. Es sollen regelmäßige Andachten gefeiert werden, zu der sie Pastoren aus der Umgebung einladen möchte. Dabei wird das Haus ausdrücklich nicht nur Christen offenstehen, sondern für jedermann da sein – „ob Christ, Muslim oder Atheist“, sagt sie.
Etwa fünf Millionen Euro hat der Bau des Hospizes gekostet. Um Geld zusammenzubekommen, haben Clarita Loeck und ihre Mitstreiter jahrelang Spenden gesammelt. Sie waren bei Straßenfesten, auf Weihnachtsmärkten und haben zahllose Benefizveranstaltungen organisiert, zum Beispiel in der Blankeneser Kirche am Markt. An eine Aktion erinnert sich Clarita Loeck besonders gern zurück. Wenn es der Initiative gelänge, innerhalb einer Frist 500 000 Euro zu sammeln, wollte ein unbekannter Unterstützer die Summe verdoppeln. Es gelang den ehrenamtlichen Helfern, die so eine Million Euro Spendengelder eingeworben hatten. Insgesamt haben sie drei Millionen Euro zusammenbekommen, zwei Millionen Euro laufen über Kredite bei einer Bank.

Viele Anfragen nach Plätzen

Und warum engagiert sich die Blankeneserin so stark für das Hospiz? „Es waren persönliche Erfahrungen“, sagt sie. Vor vielen Jahren starb eine gute Freundin während der Schwangerschaft, dann lag ihre Tante im Sterben. Diese beiden Ereignisse waren der Ausgangspunkt für ihr Engagement, das zunächst in eine Ausbildung als Sterbebegleiterin mündete.
Bis die ersten Gäste im Emmaus-Hospiz eine Begleitung benötigen, dauert es noch ein paar Wochen. Anfang August, so die Planung, sollen die Ersten einziehen. Leer bleiben werden die Betten mit Sicherheit nicht. „Wir haben jetzt schon viele Anfragen“, sagt Clarita Loeck.