80.000 Manuskripte, 100.000 Archivalien, 1,6 Millionen Bücher, 8.900 Inkunabeln, 600.000 Graphiken, Fotografien, Münzen und Medaillen: Die Vatikan-Bibliothek ist ein riesiger Schatz – der dem Papst gehört.
Der neue Papst weckt beim Chef der Vatikan-Bibliothek auch Erwartungen in Sachen Kultur. “Leo XIV. ist ein Mensch, der die Kunst und die Literatur schätzt”, sagte Pater Mauro Mantovani der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). So habe der Papst bei seiner ersten Generalaudienz das Gemälde “Der Sämann bei Sonnenuntergang” von Vincent van Gogh erwähnt. “Es ist schön zu sehen, dass er in diesen ersten Tagen viele Zeichen gesetzt hat, die ihn als vielseitigen Menschen mit unterschiedlichsten Interessen zeigen – von der Liturgie über die Kultur bis hin zum Sport”, so der Präfekt der Vatikanischen Apostolischen Bibliothek.
“Als erste öffentliche Worte nach seiner Wahl hat er den Friedensgruß gewählt”, sagte Mantovani über Robert Francis Prevost (69), seit 8. Mai Papst Leo XIV. “Also wird er Brücken für Frieden und Menschlichkeit bauen und dabei auch die Kultur einsetzen.” Traditionell unterstützt die Vatikan-Bibliothek Ausstellungen in aller Welt mit Leihgaben und unterhält internationale Forschungskooperationen. “Wir erwarten, dass er auch die Öffnung unserer Institutionen voranbringt für den Dialog zwischen den verschiedenen Traditionen.”
Schon die Namenswahl des neuen Papstes sei vielversprechend, so der Salesianerpater. “Wir haben ja hier die Sala Leonina, die auf Papst Leo XIII. zurückgeht. Er war sehr wichtig für die Geschichte unserer Bibliothek und des Archivs, denn er hat dafür gesorgt, dass Gelehrte aus der ganzen Welt hier studieren konnten.” Mit Blick auf die italienische Bedeutung des Namens Leo fügte er hinzu: “Papst Sixtus V., der ebenfalls sehr wichtig für die Vatikanische Bibliothek war, hatte als Symbol den Löwen. Also der Name verspricht viel Gutes”, so der Ordensmann, seit gut zwei Jahren Präfekt der weltbekannten Bibliothek.
Der frühere Kurienkardinal Prevost sei in seiner Zeit als Leiter der Vatikanischen Behörde für die Bischöfe sowie als Chef des Augustinerordens bereits in der Bibliothek gewesen, sagte Mantovani. “Als Papst war er noch nicht hier, aber wir hoffen, dass er uns bald besucht”, so der Präfekt.