Die Autorin und Journalistin Carolin Emcke erhält den diesjährigen Kasseler Bürgerpreis „Das Glas der Vernunft“. „Carolin Emcke hat in ihrem gesamten Werk, in den Büchern, Essays und Reportagen sich den Fragen von Gewalt und Entrechtung zugewandt“, teilte Wilfried Sommer, Vorsitzender des Vorstandes der Gesellschaft der Freunde und Förderer des Preises, am Donnerstag in Kassel mit. Emcke suche „nach einer Sprache, die Hass und Gewalt etwas entgegensetzen kann, die Raum für Verständigung und Anerkennung öffnet“. Der mit 20.000 Euro dotierte Preis wird am 29. September in Kassel überreicht.
Die Findungskommission des Preises habe bewegt, in welchem Maße die demokratische Gesellschaft in Deutschland derzeit auf dem Spiel stehe, schrieb Sommer. Carolin Emcke plädiere für eine Gesellschaft, „in der wir uns nicht ähnlich sein müssen, in der wir verschieden sein dürfen, ohne uns die Menschlichkeit abzusprechen“. Respekt sei immer zumutbar. Das sei eine entscheidende Grundlage der Demokratie. Emcke appelliere in ihren Texten, Empathie und Vernunft zu verbinden. Sie zeige, wie die Ideale der Aufklärung in Zeiten multipler Krisen tragfähig blieben.
Carolin Emcke studierte Philosophie, Politik und Geschichte und arbeitete von 1998 bis 2014 für den „Spiegel“ und „Die Zeit“ als Reporterin in internationalen Krisenregionen. Seit 2014 ist sie als Publizistin tätig, lebt in Berlin und schreibt über Themen wie Gewalt, Demokratiefeindlichkeit, Rassismus und Begehren. Emcke wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.
Der Preis „Das Glas der Vernunft“ wurde 1990 von Kasseler Bürgern aus Anlass des Falls der DDR-Mauer gestiftet. Der Preis zeichnet Menschen aus, die sich besonders um die Ideale der Aufklärung, um Vernunft, Toleranz und die Überwindung ideologischer Schranken verdient machen. Preisträger waren unter anderen Hans-Dietrich Genscher, Joachim Gauck und Edward Snowden sowie zuletzt im Jahr 2023 die deutsch-iranische Journalistin Natalie Amiri.