Ein Bild bleibt zuhause: Das Kunstwerk “Wirtshaus” von Heinrich Campendonk wird auch in Zukunft in den Kunstmuseen Krefeld zu sehen sein. Dafür sorgt eine Einigung mit der Erbin des Stücks.
Nach einer gütlichen Einigung bleibt das Gemälde “Wirtshaus” des Malers Heinrich Campendonk (1889-1957) im Besitz der Kunstmuseen Krefeld. Diese vereinbarten mit der Erbin des Bildes eine Rückgabe und einen anschließendem Rückkauf, wie das nordrhein-westfälische Kulturministerium am Montag in Düsseldorf mitteilte. Ursprünglich habe das Bild des Krefelder Künstlers zur Sammlung des jüdischen Schuhfabrikanten Alfred Hess (1879-1931) gehört.
NRW-Kulturministerin Ina Brandes (CDU) erklärte: “Ich bin sehr dankbar, dass das Werk auch zukünftig in Krefeld zu sehen ist. Mit jeder einzelnen Rückgabe eines Werkes erkennen wir das Unrecht an, das den jüdischen Vorbesitzerinnen und Vorbesitzern durch das NS-Regime angetan wurde.” Der Rückkauf des Bildes wurde laut Ministerium unter anderem durch Mittel der Kulturbeauftragten der Bundesregierung, des Landes NRW und der Kulturstiftung der Länder ermöglicht.
Alfred Hess war den Angaben zufolge bekannter Kunstsammler und Mäzen. Er hatte eine der bedeutendsten deutschen Sammlungen expressionistischer Werke aufgebaut. Nach seinem Tod 1931 wurden sein Sohn Hans und seine Frau Tekla durch das NS-Regime verfolgt, woraufhin sie nach Großbritannien auswanderten. Die Kunstsammlung rettete die Familie teilweise in die Schweiz. Das “Wirtshaus” übergab Tekla Hess aber 1937 an den Kölnischen Kunstverein. Dort wurde es nach dem Krieg von Dritten entwendet und unter der Hand verkauft. 1948 wurde das Bild dem Krefelder Museum zum Kauf angeboten. Die Herkunft des Kunstwerks sei damals nicht bekannt gewesen, hieß es.
Laut Ministerium ist das Gemälde von 1917 nicht nur kunstgeschichtlich wertvoll, sondern bereichert auch die museale Erinnerungsarbeit und politische Bildung. “Wirtshaus” könne etwa Anlass geben, die Biografien der jüdischen Familie Hess zu bewahren und Fragestellungen des unrechtmäßigen Kulturgutentzugs in der NS-Zeit und der Herkunftsforschung von Kunstwerken anregen.
Campendonk sei seiner Heimatstadt und dem dortigen Museum zeitlebens sehr verbunden gewesen, so das Ministerium. In Krefeld seien Werke all seiner Schaffensphasen vertreten. “Wirtshaus” gehöre zu einer wichtigen Übergangsphase, in der sich Campendonk von der Künstlergruppe “Blauer Reiter” gelöst habe.