Leere Beete, hier und da ein braunes Gestrüpp, der Garten um die Vicelinkirche sieht pflegebedürftig aus. Die Hochbeete sind leer, in einer Ecke des Gartens hält nur noch ein hartnäckiger Rosmarinstrauch stand. Auch die knapp zwei Meter lange Insektenkirche sieht unbewohnt aus.
„Die Kirche ist nach dem Vorbild eines Insektenhotels gebaut – nur größer“, sagt Hans Christian Ruhe. Tannenzapfen, Steine mit tiefen Rillen und Baumbusröhrchen füllen das kirchenförmige Holzgerüst. „Hier finden quasi auch Insekten ein Glaubenshaus und können zu Besuch kommen“, erklärt der 24-jährige Gemeindepädagoge. „Wenn man genau hinguckt, sieht man, dass ein paar Löcher in der Insektenkirche schon zu sind.“ Dort überwintern Bienen, die bereits im vergangenen Jahr eingezogen sind. Wenn die Tiere jetzt im Frühjahr wieder aus ihren Löchern kommen, sollen sie mit einem schönen Garten voller Wildblumen begrüßt werden.

Langsam zieht die Sonne um die Ecke der Vicelinkirche und bietet einen Vorgeschmack auf den Sommer. „Dann ist hier die ganze Zeit Sonnenschein, und es wird richtig heiß“, sagt Ruhe. Eine der größten Herausforderung für die diesjährige Putzaktion am 28. März: „Wir brauchen unbedingt eine gute Bewässerung, damit die neuen Pflanzen den Sommer gut überstehen.“ Einen Sprinkler würden die Bewohner der Insektenkirche bestimmt nicht gut finden. Vielleicht wird ein löchriger Wasserschlauch die Lösung.
Insektenkirche: Jedes Jahr entsteht etwas Neues
In den vergangenen Jahren standen bei der jährlichen Putzaktion Menschen von fünf bis 70 Jahren gemeinsam mit Harken und Schaufeln im Garten. „Hier sind alle willkommen – jeder lernt von jedem“, erklärt Ruhe. Jedes Jahr entstehe außerdem etwas Neues, so wie die Insektenkirche oder die Hochbeete, die jetzt neu bepflanzt werden müssen. In diesem Jahr soll neben der Blühwiese rund um die Insektenkirche auch ein „Garten der Sinne“ entstehen. „Also ein Garten mit ganz vielen Kräutern und Gewürzen – zum Riechen, Schmecken und Fühlen.“
Hans Christian Ruhe freut sich auf die gemeinsame Gartenarbeit am Freitag, denn seine eigene Wohnung hat nur einen Balkon. „Und eine Beteiligung bei so einem Projekt ist auch eine gute Alternative zu einem Schrebergarten,“ lacht er.