Besiegte der Franken: Die erste Erwähnung Westfalens spricht von einer Niederlage. Trotzdem feiert sich die Region – mit einem prominenten Westfalen.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am Donnerstagabend im Paderborner Dom das Jubiläumsjahr 1.250 Jahre Westfalen eröffnet. Zugleich gab er bei dem Festakt den Startschuss für die Sonderausstellung “775 – Westfalen”, die der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) im Museum der Kaiserpfalz organisiert hat. Westfalen wurde erstmals in einem am Hof Karls des Großen verfassten Jahrbuch für das Jahr 775 erwähnt; nach dem Eintrag besiegten die Franken neben den Ostfalen und Engern auch die Westfalen.
Erstmals sei Westfalen als Verlierer in der Weltgeschichte aufgetaucht, sagte Steinmeier. “Das ist natürlich Pech.” Dennoch habe die Jubiläumsfeier ihre Berechtigung. “Es gibt nämlich räumliche und zeitliche Orientierung, räumliche und zeitliche Umrisse von Identität.” Der Bundespräsident verwies auf lokale Besonderheiten, darunter das Kloster Corvey, das Hermannsdenkmal, die “Gelbe Wand” im Dortmunder BVB-Stadion oder die Zeugnisse alter Industriekultur. “All das ist in Westfalen verortet und gibt uns so auch buchstäblich einen Ort”, sagte Steinmeier, der selbst aus Westfalen stammt. Die Ausstellung und die Jubiläumsveranstaltungen führten vor Augen, dass es dieses Erbe zu bewahren gilt.
Die bis 1. März 2026 laufende Ausstellung zeigt auf rund 1.000 Quadratmetern anhand von Handschriften, Gemälden und archäologischen Funden, wie sich Westfalen entwickelt hat. Zentrales Exponat ist eine der beiden letzten existierenden Abschriften des mittelalterlichen Jahrbuchs aus der Pariser Nationalbibliothek. Präsentiert wird auch der Liborischrein aus dem Paderborner Dom, der die Reliquien des aus dem französischen Le Mans stammenden Bistumspatrons Liborius enthält.
Neben der Schau würdigt der Landschaftsverband gemeinsam mit der LWL-Kulturstiftung das Jubiläum mit einem umfassenden Kulturprogramm aus Kunst, Geschichte, Literatur, Musik, Kabarett, Kulinarik und Podcast. Zu den 300 Veranstaltungen und Angeboten gehören 44 von der Stiftung geförderte Projekte.