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Bürgermeisterin sieht Imageschaden durch Verlust des Welterbetitels

Die Aberkennung des Welterbetitels für die Kulturlandschaft Dresdner Elbtal hat nach Ansicht von Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (Linke) einen bleibenden Imageschaden hinterlassen. Der Titel war nach dem Bau der Waldschlößchenbrücke von der Unesco 2009 aberkannt worden, vor genau 15 Jahren. Dies werde von Expertinnen und Experten nach wie vor mit Bedauern bewertet, sagte Klepsch am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Dresden. Es gebe aber keine statistisch signifikanten Zahlen, dass die Aberkennung des Titels dem Tourismus in Dresden geschadet habe.

Vor dem Brückenbau habe es über Jahrzehnte eine sehr intensive Betrachtung zu Varianten gegeben. In der Landeshauptstadt polarisiere das Thema nach wie vor, sagte die Kulturbürgermeisterin, auch wenn die Brücke rege genutzt werde. Auch in Fachkreisen werde noch daran erinnert, dass die Elbquerung an dieser Stelle „ein hochumstrittenes Bauvorhaben“ war, vergleichbar etwa mit dem Bahnhofsbau „Stuttgart 21“. Es sei daraus vor allem auch zu lernen, wie wichtig Partizipation bei diesen Themen sei. Bei solchen Bauvorhaben müsse die Bevölkerung mitgenommen werden.

Generell habe mit dem wachsenden Verkehrsaufkommen die Notwendigkeit für eine Brücke in Dresden bestanden. Ob sie aber an dieser Stelle im Elbtal angezeigt war, sei nach wie vor umstritten, sagte Klepsch. Der Brückenbau sei zudem ein Beispiel dafür, wie ein Projekt eine Stadt polarisieren könne.

„Letztlich ist die Titelaberkennung aber die logische Konsequenz der Zuerkennung“, sagte die Linken-Politikerin. Der Titel sei für ein besonderes Kultur- und Landschaftsschutzgebiet verliehen worden, die Unesco habe Dresden wegen des Brückenbaus gewarnt.

Der Welterbetitel für das Dresdner Elbtal war 2004 verliehen worden. Nach nur fünf Jahren wurde er am 25. Juni 2009 aberkannt. Zuvor stand das Elbtal wegen des Baus der Brücke im Welterbegebiet drei Jahre lang auf der sogenannten „Roten Liste“, die bedrohte Stätten verzeichnet.

Die Unesco wertete die Elbquerung als schweren Eingriff in die Kulturlandschaft und hatte wiederholt mit dem Entzug des Welterbetitels gedroht. Die Brücke wurde seit Ende 2007 im östlichen Teil des Dresdner Elbtals errichtet und im Sommer 2013 übergeben.

Zu den derzeit mehr als 1.000 Welterbestätten in fast 170 Ländern gehören die Pyramiden Ägyptens, die Akropolis in Athen, die Chinesische Mauer und der Grand Canyon in den USA. Trotz internationaler Aufmerksamkeit sind einzelne Denkmäler dennoch von Krieg, Verfall oder Bauprojekten gefährdet. Sachsen verfügt mit der Montanregion Erzgebirge und dem Fürst-Pückler-Park Bad Muskau über zwei grenzübergreifende Welterbestätten.