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Bücher helfen, die Wirklichkeit besser zu verstehen

Nach Einschätzung von Klaus Kordon, einem international ausgezeichneten Jugendbuchautoren, tragen Bücher dazu bei, die Herausforderungen des Lebens besser zu bewältigen.

Autoren wie Mann oder Fallada haben Autor Klaus Kordon in seiner Jugend geholfen, sein Leben trotz aller Widerstände zu meistern
Autoren wie Mann oder Fallada haben Autor Klaus Kordon in seiner Jugend geholfen, sein Leben trotz aller Widerstände zu meisternImago / Joachim Schulz

“Ich glaube, dass Bücher helfen können, mit der Wirklichkeit umzugehen. Man muss so viel verarbeiten in seinem Leben, gerade in der heutigen Zeit. Viele junge Leute sind auf der Suche”, sagte Jugendbuchautor Klaus Kordon der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin.

Ihm selbst, der als Waise seine Jugend in Heimen verbringen musste, hätten damals Autoren wie Thomas Mann oder Hans Fallada geholfen, sein Leben trotz aller Widerstände zu meistern. “Diese Autoren haben mich geprägt, sie waren so etwas wie meine Erzieher und haben mir vermittelt, wie man leben soll – wenn sich das jetzt auch ein bisschen dicke anhört”.

Kordon: Man kann nicht immer nur Pudding servieren

In seinen Romanen versuche er, Geschichte über Emotionen näher zu bringen. “Wenn ich sage, in der Nazizeit sind sechs Millionen Juden ermordet worden, kann das ja gar keiner erfassen. Wenn aber einer einen Roman liest, leidet er mit den Figuren mit, kann etwas begreifen, kann sich etwas vorstellen”, so der Autor.

Er bedauerte, dass meist rein unterhaltende Jugendliteratur im Vordergrund stehe. “Viele Verlage scheinen nur aufs Verkaufen zu schielen. Aber man kann doch nicht immer nur Pudding servieren, von Pudding kriegt man doch keine Muskeln. Man muss auch mal etwas Handfestes essen, mal ein Steak oder so, an dem man auch mal kauen muss”, sagte Kordon.

Autor Kordon wird demnächst 80 Jahre alt

Seine mehr als 80 Bücher für Kinder und Jugendliche setzen sich vielfach mit der deutsch-deutschen Geschichte auseinander. Die Liste seiner Bestseller reicht von “Die Flaschenpost” über “Die roten Matrosen” hin zu “Krokodil im Nacken”. Für diesen Roman, in dem Kordon seine Stasi-Haft verarbeitete, erhielt er 2003 den Deutschen Jugendliteraturpreis. 2016 wurde er für sein Gesamtwerk erneut mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet.

Kordon wurde 1943 im Osten Berlins geboren. Nach dem Tod des Vaters im Zweiten Weltkrieg und der Mutter 1956 wuchs er in Kinder- und Jugendheimen auf. Er studierte Volkswirtschaftslehre und reiste als Exportkaufmann in verschiedene Länder Asiens und Afrikas.

Nach einem Fluchtversuch 1972 und einjähriger politischer Haft im Stasi-Gefängnis Berlin-Hohenschönhausen wurde er von der Bundesrepublik freigekauft. 1977 erschien sein erster Roman.