Der Schriftsteller Zsigmond Móricz (1879–1942) hat nicht nur den Realismus in der ungarischen Literatur begründet, sondern er hat auch ein völlig neues Thema literaturfähig gemacht: das Leben auf dem Dorf, die Welt der Tagelöhner und armen Bäuerinnen und Bauern.
Auf den ersten Blick könnte der Titel des Buches wie blanker Hohn wirken: „Der glückliche Mensch“. Erzählt es doch die Lebensgeschichte des Mittvierzigers György Joó, eines in bitterer Armut geborenen und arm gebliebenen Mannes, der, obwohl er kräftig und arbeitswillig ist, den Lebensunterhalt für sich und seine Familie nicht mehr erarbeiten kann.
Vom Leben erzählen
Joó ist vom Land nach Budapest gekommen, um dort Arbeit zu finden, wie er es vor Jahren schon getan hatte. Aber er findet keine Beschäftigung, entsinnt sich eines Verwandten, der in einem Verlag arbeitet, und bietet ihm an, sein Leben zu erzählen, damit er daraus „einen schönen Roman“ schreibe.
Und dann erzählt er! Er erzählt vom frühen Tod des Vaters, von Gerichtsprozessen, mit denen die Mutter um ihren wenigen Landbesitz gebracht wird, von seiner Arbeit als Pferdehirt, als Tagelöhner bei Bauern, als Hilfsarbeiter auf Baustellen. Um die Mutter nicht allein zu lassen, bleibt er auf dem Dorf und geht nicht nach Budapest wie sein Bruder. Als er doch ein paar Wochen dort arbeitet, erträgt er zum Schluss die Budapester Luft nicht mehr.
Nie den Mut verlieren
György Joó berichtet von Demütigungen, denen die Dorfarmen ausgesetzt sind, von seiner Furcht vor den „Herren“ und von seiner Wut auf sie. Aber, und das ist das besondere dieses Buches, er verliert nie den Lebensmut, nie die Freude am Leben und auch nie die Hoffnung auf eine Verbesserung seiner Lebensverhältnisse.
Diese Lebensfreude, die Hoffnung auf ein weniger schweres Leben teilen sich uns beim Lesen mit. Durch die kraftvolle Sprache, durch die Aufrichtigkeit des Erzählers kommen uns die Schicksale der Dorfbevölkerung nah. Die Geschichte dieses armen, dabei glücklichen Lebens wird zur spannungsvollen, unterhaltsamen und bewegenden Lektüre.