Die Bremische Evangelische Kirche startet nach den Worten ihres leitenden Theologen Bernd Kuschnerus Anfang 2025 „in ein Jahr voller Umbrüche“. „Wir bekommen eine neue Verfassung und ein neues Parlament, voraussichtlich mit mehr jungen Delegierten“, sagte Kuschnerus dem Evangelischen Pressedienst (epd) und ergänzte: „Wir werden auf Grundlage der neuen Verfassung die Chance haben, mit neuen Gemeindeformen zu experimentieren, andere Formen der Gemeinschaft auszuprobieren, nahe bei den Menschen.“
Erfolgreich sei das beispielsweise schon in der Studierendengemeinde. „Das findet großen Anklang“, betonte der 62-jährige Pastor. „Wir brauchen neue Formen, um Menschen anzusprechen: Weniger Betreuung, mehr Beteiligung.“
Im Frühjahr hatte das Parlament der bremischen Kirche, das „Kirchentag“ heißt, nach mehr als zehnjähriger Debatte mit großer Mehrheit die neue Verfassung verabschiedet. Sie besteht neben einer Präambel aus 62 Artikeln und löst ein mehr als 100 Jahre altes Papier ab, das 17 Paragrafen umfasst. Am 1. Januar tritt die neue Verfassung in Kraft. Sie schaffe die Grundlage für zukunftsorientierte Gemeinden, Werke und Einrichtungen sowie für eine zeitgemäße Verwaltung, betonte Kuschnerus.
Damit werde es in der Kirchenleitung auch neue Titel geben, die in der Öffentlichkeit verständlicher seien, ergänzte der Theologe, der offiziell im Amt des Schriftführers der Bremischen Evangelischen Kirche arbeitet. „Künftig wird die leitende theologische Person Kirchenpräsidentin oder Kirchenpräsident heißen.“ Die bisherige Präsidentin im leitenden Kirchenausschuss, die ehrenamtlich arbeite und unter anderem dem Parlament vorstehe, trage dann den Titel Präses.
Kuschnerus ist seit sechs Jahren Schriftführer der bremischen Kirche, die Amtszeit endet im neuen Jahr. Er wolle noch einmal kandidieren, sagte er dem epd. „Wir sind in einer wichtigen Übergangsphase in schwierigem Fahrwasser, in dieser Situation möchte ich gerne weiter mitgestalten.“ Trotz rückläufiger Mitgliederzahlen und sinkender Finanzkraft sei er davon überzeugt, dass die Kirche etwa durch sozialdiakonische Arbeit und Orte des Dialogs einen wichtigen Beitrag leisten könne, um Spaltungstendenzen in der Gesellschaft zu überwinden.
Überdies soll Kuschnerus zufolge im kommenden Jahr eine neue Agentur für zeitgemäße kirchliche Amtshandlungen und lebensbegleitende Rituale wie Taufen und Trauungen die Arbeit aufnehmen. „Wir sind sehr weit mit den Planungen, wir wollen die Schwellen niedrig machen.“
Dafür gebe es mit dem evangelischen Informationszentrum „Kapitel 8“ in der Innenstadt schon jetzt eine gute Anlaufstelle, sagte Kuschnerus. „Wir bauen die Zugangswege aber aus, etwa über das Internet oder das Telefon. Das Bedürfnis nach Segen und Begleitung ist groß, das haben in den vergangenen Jahren unter anderem große Tauffeste gezeigt. Es darf keine großen Hürden geben, um den Segen Gottes zu empfangen.“
Zur Bremischen Evangelischen Kirche gehörten zum Stichtag 1. Juli 2024 rund 155.000 Mitglieder in 52 Gemeinden. Vor zwölf Jahren waren es noch etwa 220.000.